Pfingsten 2018 – Segelausflug nach Hooksiel – Teil 2

Der nächste Morgen brach an. Ich machte mir eine ordentliche Kanne Kaffee und genoss die frühen Stunden. Zeit, das gestern Erlebte noch einmal gedanklich einzuordnen.

Die Fahrt bis Hooksiel war wegen fehlendem Wind relativ unspektakulär. Das Anlaufen des Hafens stellt aber schon gewisse Ansprüche an das Auge des Skippers. Vor der Hafeneinfahrt liegt die grüne Tonne H3. Diese muss nahebei passiert werden. Und dann sollte man sich an den Peilmarken in der Hafeneinfahrt orientieren. Diese werden aber gerne mal von einem davor liegenden Fischkutter verdeckt, quasi unsichtbar gemacht. Also muss man sich andere Landmarken suchen. Denn der Tidenstrom versetzt das Boot bei der Anfahrt zum Hafen schon ganz ordentlich, so dass man großzügig vorhalten muss, um nicht im Schlick zu landen. Das ließ sich aber ganz gut meistern.

Die zweite Herausforderung nach der Schleuse war dann der für mich noch unbekannte Dalbensteg. In Mollys Heimathafen, der Marina Cramer, liege ich an einem Fingersteg. Das Festmachen dort läuft inzwischen schon ganz gut. Bei einer Box mit Dalben gibt es halt ein paar für mich neue Dinge zu beachten.

In der Vorbereitung auf diesen Törn habe ich mir von Guido Dwersteg das Video „Einhand- und Manöver-Tipps mit Guido Dwersteg“ angesehen. Darin zeigt Guido sehr anschaulich, wie die wichtigsten Manöver im Hafen, aber auch draußen, einhand bewältigt werden können. Da war es mir auch die paar Penunsen wert, den kompletten Film von segelfilme.de herunter zu laden. Es lohnt sich in meinen Augen.

Wenn dann allerdings der Moment des Anlegens da ist, ist eben doch alles irgendwie anders. Da war es gut, dass kurz vor mir genau auf der Gegenseite meiner freien Box ein anders Boot festgemacht hatte, und der Skipper sofort Zeichen gab, dass er mir helfen wollte. Ich hatte mir schon in der Schleuse alle Leinen bereitgelegt, und war somit gut vorbereitet. Langsam drehte ich den Bug von Molly in die freie Box und warf dann zunächst die luvseitige Achterleine über den Dalben. Dann konnte ich bei vorwärts eingekuppeltem Motor Molly punktgenau bis vor den Steg in die Box einfahren lassen, wobei ich die Achterleine kontrolliert fierte. Der freundliche Skipper am Steg konnte dann die bereitgelegten Bugleinen vom Bugkorb nehmen und das Boot am Steg festmachen. Nun hatte ich allerdings im Eifer des Gefechts noch keine Heckleine über denn Lee-Dalben gelegt. Das galt es nun nachzuholen. Aber schon der erste Wurf passte. Man muss halt auch mal Glück haben. Molly war fest.

Pfingstsonntag stand dann ganz im Zeichen des „Landgangs“. In Hooksiel waren Heringstage, ein Fest, das sich über den historischen Hafen und die Geschäftsstraßen des kleinen Hafenortes erstreckte. Leider waren die Fischbrötchen dort alles andere als erstklassig. Ein Matjes, lieblos mit ein paar Zwiebelringen aber ohne Salat zwischen zwei Milchbrötchenhälften eingeklemmt, haute uns nicht vom Hocker. Da gingen wir lieber zum nächsten Italiener und ließen uns einen riesigen Eisbecher schmecken.

Dann ging es über einen kurzen nochmaligen Abstecher zum Alten Hafen wieder zurück zu unseren Booten. Am nächsten Morgen mussten wir wieder zeitig aufstehen, da wir die erste Schleusung um 9 Uhr erwischen mussten. Andernfalls wäre die Moby Dick mit ihren 1,60 Meter Tiefgang bei fallendem Wasser nicht mehr durch die Schleuse durchgekommen. Aber es funktionierte perfekt. Wir legten alle gemeinsam ab und fuhren dann in Richtung Schleuse. Bei solchen Fahrten vermisse ich oft einen Autopiloten, der es mir ermöglichen würde, eine gewisse Strecke das Steuer alleine zu lassen, um z. B. Festmacher vorzubereiten oder Segel klar zu machen. Aber das ist eines meiner nächsten Projekte.

Um 9.15 Uhr verließen wir die Schleuse und motorten aus dem Hafen. Wie beim Einlaufen war auch heute die Tonne H3 unser erster Anlaufpunkt. Danach fuhren wir weiter, an der Ölbrücke vorbei, quer über das Jade-Fahrwasser und dann gegen den Ebbstrom bis zur Einfahrt zur Kaiserbalje. Denn dort wollten wir ankern und das Kippen der Tiede abwarten. Alle, außer der Gitano, erledigten diese Fahrt unter Motor. Wir erreichten die Kaiserbalje um 10.45 Uhr und ließen unsere Anker in ausreichendem Abstand zueinander fallen. Auch dieses Manöver war für mich eine Premiere. Den Anker hatte ich noch am Vorabend an die Kette geschäkelt und an der Ankerrolle am Bug befestigt.

Ich spürte, wie der Anker in die Tiefe zog. Als der Anker am Grund angekommen war, ließ ich noch reichlich Leine und befestigte sie dann an der dafür vorgesehenen Klampe am Bug. Nun wartete ich noch eine Zeitlang und beobachtete Landmarken um festzustellen, ob der Anker hält. Als ich mir dessen sicher war, stoppte ich den Motor und eine wunderbare Stille breitete sich aus. Auch die anderen beiden Boote, Moby Dick und Sky, waren inzwischen fest vor Anker und hatten die Maschinen gestoppt.

Nun war Zeit. Zeit, den Ankerball zu hissen, Wind zu messen, Logbuch zu schreiben, etwas zu trinken, etwas zu essen, faul im Cockpit zu sitzen und die Umgebung zu beobachten. Dann kam auch die Gitano am Ankerplatz an. Gerd barg die Segel und fuhr sein Ankermanöver ebenfalls unter Motor. Jetzt fehlte ein Dingi, mit dem man die anderen Ankerlieger hätte besuchen können. Hinüberschwimmen war wegen des Tidenstroms zu gefährlich. Also blieb jeder dort, wo er war.

Bald merkten wir, wie die Boote sich scheinbar gegeneinander verschoben. Die Tiede begann zu kippen. Da wir alle nur einen Anker ausgebracht hatten, mussten wir nun aufpassen, ob er sich in der neuen Stromrichtung auch wieder ordentlich eingrub. Bei mir klappte das nicht ganz so gut, so dass ich der Gitano gefährlich nahekam. Also startete ich den Motor, holte den Anker teilweise ein und verholte Molly an eine etwas entferntere Stelle, wo ich den Anker erneut fallen ließ.

Bald danach war für uns die Zeit des Aufbruchs gekommen. Alle gingen wir Anker auf und hissten die Segel. Es begann der schöne Teil des Tages. Bei durchweg 4 bis 5 Windstärken hatten wir richtig Spaß. Wobei wir natürlich in Richtung Wilhelmshaven segelten. Dabei mussten wir wiederholt kreuzen, da der Wind uns bei SSO auf der Nase stand. Aber das schult, und die Wenden liefen mit jedem Mal besser.

Bald gesellte sich dann auch die Solveig, eine Ketsch, die ebenfalls in der Marina Cramer in WHV liegt, zu uns. Es wurden gegenseitig Fotos gemacht und hinterher ausgetauscht. Als dann der Schleusentermin näher kam, barg ich die Segel und lief unter Motor in den Vorhafen ein. Dort drehten schon einige Boote ihre Warterunden, bis die Schleusenkammer geöffnet wurde.

Der Rest war nun schon Routine: Festmachen, den anderen Booten helfen, den Schleusengang abwarten, losmachen und gemeinsam in Richtung Kaiser-Wilhelm-Brücke fahren, die pünktlich öffnete. Auch das Festmachen am heimatlichen Finger verlief dank der Hilfe meiner Nachbarlieger ohne Probleme.

Ein wirklich schönes und für mich spannendes Pfingstwochenende ging zu Ende. Was mir blieb, war Molly ordentlich fest zu machen, meine Sachen wieder von Bord ins Auto zu bringen und schließlich ohne Stau (!) nach Hause zu fahren.

Auf Wiedersehen, bis zum „Wochenende an der Jade“.

 

Pfingsten 2018 – Segelausflug nach Hooksiel – Teil 1

Irgendwie ist das Auto doch immer wieder voll. Obwohl ich mir jedes Mal schwöre, beim nächsten Mal nur noch eine Tasche mit dem Nötigsten mit zu nehmen. Aber egal. Es ist nun mal so. Und so musste ich mir, als ich nach erstaunlich glatter Fahrt, mit nur einem Stau wegen eines Unfalls, in Wilhelmshaven ankam, erst einmal den Bollerwagen der Marina schnappen, und das ganze Gelumpe aufs Boot bringen. Alles musste verstaut werden, denn am nächsten Morgen sollte es schon los gehen.

Gesagt, getan. Dabei blieb auch immer noch genug Zeit für einen Schnack mit den Freunden, die morgen ebenfalls in Richtung Hooksiel starten wollten und fas zeitgleich in der Marina eintrudelten. Da waren Gerd und seine Partnerin auf SY Gitano , sowie Uwe mit Frau und Tochter auf der Motoryacht Sky und nicht zuletzt Christian mit seiner Moby Dick.

Das Aufstehen am nächsten Morgen wurde durch die Öffnungszeit der KW-Brücke bestimmt. Sie öffnet um 8.30 Uhr. Daran gekoppelt, 15 Minuten später, öffnet die Seeschleuse. Oder besser: … sollte sie öffnen. Nicht so dieses Mal. Aber der Reihe nach. Um kurz nach acht Uhr starteten wir unsere Motoren, um sie warm laufen zu lassen. Um viertel nach Acht hieß es dann „Leinen los“.

Das rückwärts vom Finger ablegen muss ich wirklich noch üben. Jedes Mal macht Molly zunächst, was sie will. Und das ist nicht das, was ich mir so vorstelle. Da muss ich wirklich noch dran arbeiten. Aber letztlich kam ich ohne Schrammen vom Finger weg und legte Kurs auf die KW-Brücke, die dann auch pünktlich für uns öffnete. Doch dann begann eine elendig lange Wartezeit vor der Seeschleuse. Erst eine dreiviertel Stunde nach der eigentlichen Zeit öffnete sich das riesige Schleusentor und wir durften in die Kammer einlaufen. So kam es, dass wir schließlich mit gut einer Stunde Verspätung aus dem Vorhafen in die Jade ausliefen. Dadurch hatten wir auch eine Stunde weniger mitlaufende Strömung als ursprünglich eingeplant.

Die Sonne schien ohne Wolken über der Jade. Die Windverhältnisse waren jedoch bescheiden. 2 bis 3 Windstärken im Maximum konnten uns nicht wirklich begeistern. Christian, der das erste Mal mit seiner komplett überholten Moby Dick unter Segel fahren wollte, versuchte es am längsten, ohne Motor Strecke zu machen. Schließlich, als die Tiede gekippt war, und die Flut uns entgegenkam, schmiss auch er den Jockel an und wir mussten den Hebel auf den Tisch legen, um die anderen beiden Boote, Gerd mit seiner Gitano und Uwe mit dem Motorboot Sky, einzuholen. Gerd war fast von Beginn an unter Motor vorausgefahren.

Schließlich holten wir sie an der Öl-Brücke vor Hooksiel ein und liefen dann gemeinsam in den Hooksieler Außenhafen ein, wo wir im Päckchen festmachten um die Schleusung klar zu machen. Als die Formalitäten abgehandelt waren, war gerade noch Zeit für ein Fischbrötchen auf die Hand. Dann machten wir los und warteten auf die Öffnung der Schleuse. Und dann begann mit den anderen, ebenfalls wartenden Booten ein Geschiebe und Gedrängel vor dem Tor, dass nicht wirklich Spaß machte. Molly sollte ohne Schrammen bleiben. Und so ließ ich mich zurückfallen und fuhr schließlich als vorletztes Boot in die Kammer und konnte stressfrei fest machen. Man sollte da Nummern ziehen, wie an der Fleischtheke!

Christian hingegen, mit seiner Moby Dick, hatte etwas mehr Action. Beim Versuch, das hinter ihm liegende Schiff, die Cape diem gemeinsam mit dessen Skipperin vor dem Auflaufen zu hindern, brachten sich beide in die Gefahr, zusammen in der Schleusenkammer schwimmen zu gehen. Sie verhakte sich dabei mit einem Fuß unter einem Kreuzpoller, übte beim Versuch, nicht ins Wasser zu fallen, immer mehr Druck auf Christian aus, der sich dann schließlich einen dicken Holzsplitter in den Fuß rammte. Den bemerkte er zunächst gar nicht, später zog er ihn aber mit einer Pinzette – manche Augenzeugen sprachen auch von einer Rohrzange – selber heraus. Da die beteiligte Seglerin mit ihrem Schiff ebenfalls genau an unserem Gastlieger-Steg fest machte, entwickelte sich daraus ein Running Gag, bei der die Behandlung der Wunde mittels „Einlauf“ das ganze Wochenende immer wieder in neuen Facetten diskutiert wurde.

Es war ein für mich durchaus spannender Tag. Da war das Anlaufen meines ersten fremden Hafens, das erste Schleusen in einer Kammer, so eng wie eine Sardinenbüchse, das erste Mal festmachen an einem Dalbensteg. Und das alles einhand! All das war schon ein wenig aufregend. Da war es schön, als der erste Tag schließlich mit einem gemeinsamen Grillen in der Nähe der Steganlagen fröhlich zu Ende ging.

 

Waschen, Polieren, Versiegeln – Zweiter Teil!

Das Projekt „Bootspflege“ ging direkt nach Ostern in die zweite und abschließende Runde, denn am Samstag nach Ostern war der Kran bestellt. Molly sollte zurück in ihr Element.

Mit einer starken Erkältung gesundheitlich angeschlagen, fuhr ich am Dienstagvormittag wieder nach Wilhelmshaven und begann sogleich mit der Fortsetzung der Reinigung des Gelcoats. Dies machte ich mit der Poliermaschine und einem Schwammpad mit Mikrofaserüberzug, das ich immer wieder mit etwas Super-GFK-Reiniger von Yachticon tränkte. Mit niedriger Geschwindigkeit führte ich die Maschine in überlappenden Bahnen mehrfach über den Rumpf und spülte anschließend alles mit Waschbürste und Klarwasser aus dem Schlauch gründlich ab. Grünbelag und auch die ein oder andere Vergilbung war damit bereits erfolgreich entfernt.

Das Wetter spielte mit, es war zwar zunächst nicht warm, aber durchweg trocken, so dass der Rumpf auch bald abgetrocknet war. Nun begann ich mit der eigentlichen Politur, wie vorgeschrieben, von Grob nach Fein. Zuerst kam also das D30-Pad auf die Maschine und es ging langsam aber stetig vom Bug zum Heck. Vor dem Wechsel auf das nächstfeinere Pad muss der behandelte Rumpf einmal mit einem trockenen Mikrofasertuch von losem Staub befreit werden. Da dies nicht so anstrengend ist, wie die Arbeit mit der Poliermaschine, machte ich dies immer im Wechsel. Eine Seite Polieren, dann reinigen, dann die nächste Seite Polieren, und so weiter. 

Diese wechselseitige Bearbeitung funktionierte perfekt. Ich konnte ohne Pause durcharbeiten. Da die Poliermaschine aber mit 2,6 kg auf Dauer nicht gerade leicht ist, wurden irgendwann die Arme schwer und kurze Pausen mussten dann doch sein. So brauchte ich schließlich für den gesamten Vorgang, vier Durchgänge mit vier unterschiedlichen Pads, sowie der abschließenden Versiegelung mit Polymer Sealant von Peter Wrede gut drei ganze Tage.

Dabei konnte ich nach jedem trockenen Reinigen des Rumpfes mit dem Mikrofasertuch deutliche Fortschritte in der Verbesserung der Oberfläche erkennen. Der Rumpf fühlte sich nach dem letzten Durchgang mit dem D3-Pad extrem glatt an. Die durch die Verwitterungen vorher zu fühlenden rauen Unebenheiten waren komplett verschwunden. Allerdings blieben gerade in der Nähe des Wasserpasses bei genauerem Hinsehen noch sichtbare Vergilbungen, doch die waren im Vergleich zu vorher deutlich abgemildert und ich persönlich kann damit leben, im kommenden Herbst, wenn Molly wieder aus dem Wasser kommt, hier noch einmal Hand und Polierpad anzulegen.

Nun wird manch einer sagen: „Was für ein Aufwand! Mit herkömmlicher Politur gehe ich einmal herum, wachse anschließend und lege mich dann in die Sonne.“ Und zunächst einmal muss ich ihm Recht geben. Der schnell sichtbare Erfolg gehört der herkömmlichen Politur. Es gibt jedoch ein „aber“:

Die Diamantpolitur arbeitet rein mechanisch, ohne Chemie. Jedes Pad hat eine definierte, immer gleich bleibende Korngröße und einen dadurch definierten Abrieb. Dieser Abrieb ist lt. Hersteller selbst bei dem schon relativ scharfen D30-Pad nur ein Bruchteil von dem Abrieb, den einer herkömmliche Politur mit selbstteilender Körnung erzeugt. Der Abtrag bewegt sich im Bereich weniger µ.

 

Ein weiterer, nicht zu verachtender Vorteil ist die Möglichkeit der Verarbeitung bei Frost oder auch direkter Sonnenbestrahlung der zu polieren Fläche, was bei Politurpasten die Gefahr des Einbrennens erzeugt. Nicht akkurat entfernte Politurreste setzen sich auf der Oberfläche fest und fördern das erneute Vergilben. Diese Gefahr soll bei der Diamantpolitur nahezu wegfallen. Bestenfalls muss der Rumpf während der Saison ein oder zweimal gewaschen, und im Herbst und im folgenden Frühjahr nur erneut versiegelt werden. Dieses selber zu beurteilen ist mir natürlich derzeit noch nicht möglich, hier muss ich meine eigenen Erfahrungen in den nächsten Monaten machen. Bis dahin ist Molly nun wieder in ihrem Element und glänzt mit den anderen Booten um die Wette.

Mein Fazit bis hier: Die Politur mit Diamantpads ist zunächst abhängig vom Anfangszustand der zu bearbeitenden Fläche bestimmt arbeitsintensiver als die herkömmliche. Hier sollte man sich im Zweifel eine fachkundige Beurteilung und Beratung durch einen Fachmann in Fragen der richtigen Pad-Auswahl einholen. Die Diamantpolitur ist rein mechanisch und durch die Abwesenheit von Chemieaufträgen auf dem Bootsrumpf langfristig oberflächenschonender. Auch der Umweltgedanke sollte nicht außer Acht gelassen werden. 

Die Aussicht, nach abgeschlossener Grundbehandlung deutlich weniger Aufwand betreiben zu müssen, bestenfalls für ein oder zwei Jahre nur noch waschen und neu versiegeln zu müssen, klingt für mich sehr verlockend. Ich bin überzeugt von dem von mir als absoluten Beginner erzielten Ergebnis (Profis werden bestimmt bessere Ergebnisse erzielen), und davon, den richtigen Weg beschritten zu haben.

Für alle, die sich näher informieren wollen:

Hier geht es zur Homepage des Herstellers der Diamantpads.

Ein Nachtrag:

Den ursprünglichen Text habe ich inzwischen in einem Punkt geändert: Ich hatte den Rumpf zwischen den einzelnen Politurgängen mit klarem Wasser abgespült, weil ich besonders gründlich sein wollte. Der Hersteller der Polierpads wies mich jedoch darauf hin, dass die trockene Reinigung mit einem weichen Mikrofasertuch besser wäre. Nasse Reinigung zwischen den Poliergängen könnte auf Dauer eher negative Auswirkungen auf die Rumpfoberfläche haben. Dies werde ich zu Beginn der Saison 2019, die nun immer näher rückt, auf jeden Fall berücksichtigen. Den Text meiner beiden Bereichte habe ich entsprechend abgeändert.

 

Waschen, Polieren, Versiegeln – Erster Teil!

Das erste Mal in meinem Leben musste ich mich mit der möglichst richtigen Pflege eines GFK-Bootsrumpfes beschäftigen. Da gibt es viel zu lesen, Meinungen in Foren und Facebook-Gruppen einzuholen, aber auch Anleitungen und Erfahrungsberichte auf Youtube anzuschauen. Gut, dass es inzwischen so viele gute Quellen gibt, bei denen man sich schlau machen kann. Man läuft allerdings dabei auch schnell Gefahr, dass man anschließend vor lauter Meinungen nicht mehr weiß, welcher man nun folgen soll.

Zum Ende des Winterlagers steht neben dem Anstrich des Unterwasserschiffs mit Antifouling die Aufarbeitung der stark verwitterten Rumpfoberfläche von Molly, ihrem Gelcoat, an oberster Stelle. Ist es doch eine Arbeit, die am Besten „hoch und trocken“ zu erledigen ist. Einmal im Wasser, kommt man mit dem dafür notwendigen Gerät nicht mehr an die Flächen bis hinab zum Wasserpass heran.

Flex Poliermaschine XG3401

Für das Polieren ist zunächst die Auswahl des technischen Gerätes zu treffen. Schnell habe ich mich dazu entschlossen, das Polieren nicht, wie mein Vorbesitzer, per Hand mit Polierwolle, sondern mit einer professionellen Poliermaschine durchzuführen. Die einhellige Meinung in meinen unterschiedlichen Quellen lautete hier: Bloß keine Billigmaschine aus dem Baumarkt! Deren Motoren und Lager sind für den Dauereinsatz an einer so großen Fläche eines Bootsrumpfes nicht geeignet. Schnell sind die Bürsten der Elektromotoren verschlissen und lassen sich, wenn es ganz schlecht kommt, noch nicht einmal austauschen. Dann kann die Maschine nur entsorgt werden. So wandte ich mich an unseren ortsansässigen Werkzeugfachhandel, die Firma Josef Ruprecht GmbH in Bielefeld-Brake. Nach eingehender Beratung und auch Rückversicherung des Verkäufers bei den unterschiedlichen Herstellern, empfahl dieser mir eine Excenter-Poliermaschine von Flex, genauer der XG3401. Diese ist zwangsangetrieben und in der Geschwindigkeit regelbar. Zwangsantrieb bedeutet, dass die Maschine bei zunehmendem Druck nicht langsamer wird, oder gar ganz stehen bleibt, sondern mit gleichbleibender Geschwindigkeit weiter ihren Dienst tut. Der Excenter-Antrieb macht sie gerade auch für Anfänger, wie mich, leichter bedienbar. Die Gefahr, mit herkömmlichen Poliermitteln sogenannte Hologramme in den Lack oder ins Gelcoad zu polieren, wird stark reduziert.

Als nächstes stand die Wahl der richtigen Poliermittel auf dem Plan. Herkömmlich wird mit Schaumstoffpads und einer auf deren Härte abgestimmten Polierpaste gearbeitet. Lammfell kommt zum Abschluss für das Finish zum Einsatz. Aber auch hier gibt es inzwischen eine interessant klingende Alternative:

Diamantstaub-Polierpads der Firma P&S Powder and Surface GmbH in den Stärken D30 (grob, oben links), D12 (mittelgrob, oben rechts), D5 (mittel, unten links), D3 (fein, unten rechts)

Die Firma P&S Powder and Surface GmbH in Salzkotten bietet Polierpads an, die ohne Polierpaste auskommen. Vielmehr sind in den robusten Schaumstoff Schleifpartikel aus Diamantstaub eingearbeitet. Man nutzt dabei Pads unterschiedlich starker Körnung von Grob nach Fein. Das bedeutet jedoch einen zum herkömmlichen Verfahren wesentlich höheren Zeitbedarf, da man, wie in meinem Fall, letztlich mit vier Pads auch viermal um das Boot herum arbeiten muss. Vor jedem Padwechsel steht eine gründliche Reinigung mit einem sauberen Mikrofasertuch an, damit der Abrieb des vorherigen Arbeitsgangs nicht das Ergebnis des nächsten Arbeitsgangs negativ beeinflusst.

Auch hier ließ ich mich eingehend direkt vom Hersteller beraten, der dies aber auch gerne und sehr ausführlich im persönlichen Gespräch tat. Ein sehr netter Kontakt! Von dort ging es, ausgestattet mit zunächst einem Starterkit, bestehende aus drei Schleifpads mit der Körnung D12 (grob), D5 (mittel) und D3 (fein) sowie einer Bürste, mit der die Pads ab und zu vom Abrieb gereinigt werden sollten, sowie der neu erstandenen Flex-Poliermaschine in Richtung Küste.

Das Polieren mit den Diamantpads kann bei strahlendem Sonnenschein und Wärme, aber auch bei klirrender Kälte bis in den Frostbereich hinein erfolgen. Nur regnen sollte es nicht, da dabei der auf der Oberfläche liegende Abrieb rasch verklumpt und sich im Polierpad festsetzt, aber auch das Polierergebnis negativ beeinflusst.

Meine erste Urlaubswoche war leider zu Beginn geprägt von ständigen Regenschauern, so dass ich mit den Arbeiten nicht wirklich voran kam. Ich beschränkte mich somit zunächst auf die erforderliche Grundreinigung des Gelcoats mit „Super-GFK-Reiniger“ von Yachticon, die ich mit einem Schaumstoffpad mit Mikrofaserüberzug und der Poliermaschine vornahm. Wiederholt wusch ich den Rumpf zwischendurch immer wieder mit der Waschbürste und Klarwasser ab. Schon nach dieser Grundreinigung stellte sich ein gewisser Glanz auf der verwitterten Oberfläche von Molly ein, die Vergilbungen waren aber immer noch sehr deutlich zu sehen.

Dann kam der Moment, wo der Regen aufhörte und der Rumpf vollständig abtrocknete. Der Moment für den ersten vorsichtigen Test mit den neuen Schleifpads. Beginnend mit der Stärke D12 bearbeitete ich ein Feld von etwa einem Quadratmeter in Querrichtung mit leicht überlappenden Bahnen. Die Maschine war dabei stets auf der niedrigsten Geschwindigkeitsstufe eingestellt. Anschließend musste die Fläche mit einem trockenen Mikrofasertuch gereinigt werden, bevor mit dem nächst feineren D5-Pad weitergearbeitet werden konnte. Das selbe noch einmal beim Wechsel auf die abschließende D3-Scheibe.

Zunächst ernüchterndes Ergebnis nach der Bearbeitung mit den neuen Diamantpads

Das Ergebnis war ernüchternd. Kaum Glanz, kaum ein Unterschied zur umgebenden unbehandelten Fläche war zu erkennen. In meinem Kopf begann es zu arbeiten: War ich einem Blender aufgesessen, oder hatte ich schlicht irgendetwas übersehen oder falsch gemacht? Ein Versuch mit herkömmlicher Politur an einer anderen Stelle bestärkte meine beginnende Unsicherheit. Aber ich wollte es genau wissen. Ein Blender sollte, ja konnte der Hersteller der Pads nicht sein, das sagte mein gesunder Menschenverstand nach dem so guten persönlichen Kontakt. So setzte ich mich nach der ersten Woche Urlaub mit ihm in Verbindung und berichtete von meinen kläglichen Versuchen, indem ich ihm Fotos schickte.

Prompt kam die besorgte Antwort aus Salzkotten: Der Zustand des Gelcoats war für das D12-Pad zu schlecht. Sogleich schickte der Hersteller mir ein weiters Pad mit der Stärke D30 zu. Seine Worte dazu: „Das wäre das erste Schiff, dass wir nicht hinbekommen würden. Das darf nicht sein!“ Auch den Hersteller hatte nun also der Ehrgeiz gepackt.

Mit diesem D30-Pad sollte ich nun beginnen und dann mit den übrigen Pads der Reihe nach weiter arbeiten. Das wollte ich bei meiner zweiten Urlaubwoche, der Woche direkt vor dem Krantermin, in Angriff nehmen. Das wirklich erstaunliche Ergebnis lest in meinem demnächst kommenden Bericht auch hier auf Molly-segelt.de.

In drei Wochen geht es wieder los

Wenn ich gerade aus dem Fenster schaue, ist mir noch nicht wirklich nach segeln. Und wenn ich auf Facebook Fotos aus Wilhelmshaven sehe, kann ich auch noch nicht so richtig daran glauben, dass Molly in wenigen Wochen wieder schwimmen soll. Im Moment scheint eine kräftige Eisschicht das Eintauchen ins Wasser unmöglich zu machen.

Daher beschäftigen mich derzeit eher Fragen aus dem Bereich Bootspflege, wie z. B. das Polieren des Rumpfs und anschließendes Versiegeln oder Konservieren. Fest steht für mich, dass ich mir eine gute Poliermaschine kaufen werde, da die zu bearbeitende Fläche doch recht groß ist. Doch wenn ich schon schwer verdientes Geld ausgebe, soll das gekaufte Gerät auch wirklich gut sein. Daher hole ich mir derzeit aus mehreren Quellen Informationen über das Thema Politur. Über ungelegte Eier möchte ich hier aber nicht berichten. Daher werde ich bei Zeiten in einem neuen Beitrag darüber berichten, wie ich mich entschieden habe.

Ebenfalls für eine Überarbeitung fällig ist mein Schaltpanel für die Bordelektrik. 40 Jahre haben den Kunststoff der Schalter stark porös gemacht, so dass inzwischen an mehreren Schaltern die Halteklemmen abgebrochen sind, die die Schalter im Panel fixieren sollen. Hier ist also ebenfalls Action angesagt. Fritz, der Bruder meiner Schwägerin hat mir seine Hilfe angeboten, wenn ich ihn mal auf Törn mitnehme. Natürlich habe ich sofort angenommen, denn Fritz ist Elektriker.

Nicht zuletzt bin ich natürlich gespannt, wie Molly über den Winter gekommen ist. Aufregend wir es sein, den ersten Blick auf den Rumpf und in die Kajüte zu werfen. In drei Wochen ist es soweit. Ab 19.03.2018 habe ich eine Woche Urlaub, die ich in Wilhelmshaven verleben möchte. Es kribbelt bereits in den Fingern…