Der Beitrag vom Herbst-Kranktermin steht direkt hinter dem des Frühjahr-Krantermin? Was ist denn hier los?
Nun, kurz gesagt, diese Saison fand ohne mich statt. Punkt.
Corona hin oder her, auch zu Hause und bei der Arbeit war so viel zu erledigen, dass viele Wochenenden alleine damit drauf gingen. Dann kam die eher nasse Witterung noch hinzu. Mitten in meinen Urlaub fiel die große Flutkatastrophe in Sauerland und Eifel. Hier war ich mit unserem DLRG-Katastrophenschutz-Zug im Einsatz. An Segeln war dabei nicht zu denken. Und so war mein Sommerurlaub vorbei, ohne dass ich auch nur einmal am Boot war.
Und nun ist es Ende Oktober und Molly kommt aus dem Wasser. Hier mein Bericht der vergangenen letzten Tage:
Der Krantermin steht bevor
Am vergangenen Samstag ging Mollys Sommer mit einem Flug aufs Trockene vorbei. Der Herbst-Krantermin setzte einer für mich komplett verkorksten Saison ein Ende.
Schon am Donnerstag fuhr ich mit Hochdruckreiniger, Werkzeug und ein paar leeren Transportkisten zur Marina, um Molly klar für das Winterlager zu machen. Und es begann mit tollem, sonnigen Herbstwetter.
Besuch des Fischturms von Dangast
Es ist schon eine kleine Tradition, dass ich, wenn die Zeit es erlaubt, auf der Fahrt nach Wilhelmshaven einen Zwischenstopp in Dangast einlege, um am legendären Fischturm ein Fischbrötchen zu essen und den ersten Ausblick auf die Jade zu genießen.
Nach der kurzen Rast fuhr ich weiter zur Marina, wobei die Baustelle an der Bahnstrecke auch dieses Mal einen kleinen Umweg erforderlich machte. Diese Baustelle wird mich auf meinen Fahrten wohl auch noch etwas begleiten.
Ankunft in der Marina
Molly lag in der ihr eigenen Ruhe am Steg und schien zu fragen: „Na, geht´s endlich mal los?“ Um ehrlich zu sein, habe ich es in diesem Jahr kein einziges Mal aus dem Hafen heraus geschafft. Und auch dieses Mal war ich halt nicht gekommen, um zu segeln, sondern das Boot für das Winterlager vorzubereiten.
Die Zeit dafür ist knapp bemessen, es war bereits Nachmittag und so begann ich gleich mit den Arbeiten. Nachdem ich die Kajüten geöffnet und den Landstrom angeschlossen hatte, konnte Molly etwas durchlüften, während ich meine paar persönlichen Utensilien und die leeren Transportboxen an Bord brachte. Diese wurden dann auch als erstes mit Sachen gefüllt, die ich über den Winter besser nicht an Bord lassen möchte. Die gefüllten Kisten kamen gleich wieder ins Auto, damit sie nicht im Wege standen und vor allem, damit ich sie, wenn Molly an Land steht, nicht mühsam und unfallträchtig über die Leiter von Bord bringen muss.
Austausch des Kajütschotts
Bereits beim letzten Besuch brachte ich ein von Frank, einem befreundeten Tischler auf Maß gesägtes witterungsbeständiges Steckschott für die Hauptkajüte mit. Doch da es ein großes Brett war, konnte ich es bei abgesenktem Kajütdach nicht in die Schottführung stecken. So nahm ich es wieder mit nach Hause und sägte es einmal quer durch und brachte eine Plexiglas-Leiste am oberen Teil an, mit der die beiden Schottteile zusammengesteckt werden konnten.
Nun kam der Moment der Wahrheit. Würde das neue Schott nun passen? Es war schnell probiert und von Erfolg gekrönt. Das neue Schott passt wie angegossen. Und mit Hilfe eines Schlosses kann ich die Kajüte auch abschließen.
Das Haupt-Schott besteht, wie auch das der Achterkajüte, aus einer 12 mm starken CDF-Platte, die absolut verwitterungsfest ist, also ideal für die Zeit im Winterlager, aber auch, wenn ich Molly mal für länger alleine lassen muss. Die Teak-Schotts haben dann Pause und bleiben länger ansehnlich.
Reinigungsarbeiten an Deck
Als nächstes kam der Hochdruckreiniger zum Einsatz, um den Dreck von Bord zu spülen, der sich über die Zeit von den umliegenden Baustellen an Bord verirrt hatte. Mit gebührendem Abstand der Düse zum Deck ging das sehr gut von der Hand. Rasch glänzte das Deck wieder, wie ein 40 Jahre altes Deck halt glänzen kann. Dies war dann ein guter Zeitpunkt, die Arbeiten für heute zu beenden und den Abend einzuläuten. Morgen ist ja auch noch ein Tag.
Abschlagen der Segel
Der Freitag begann ebenfalls mit sonnigem Wetter, das auch den ganzen Tag andauern sollte. Nach den ersten Tassen Kaffee und ein paar Brotscheiben ging es wieder ans Werk. Als erstes stand das Abschlagen des Großsegels an. Die Genua hatte ich nicht angeschlagen, sondern im Segelsack unter Deck verstaut. Das Großsegel ist bei Molly in einer Größe, die man noch gut alleine händeln kann. Die Windrichtung stand optimal genau auf die Nase, und die Stärke war, wenn´s hoch kommt, gerade mal eine Windstärke. Also hoch mit dem Lappen, um ihn dann zunächst aus dem Baum auszufädeln und dann, mit losem Unterliek stufenweise wieder zu bergen. Die Latten kamen aus den Taschen und wurden gleich in der Achterkajüte verstaut. Das abgeschlagene Segel brachte ich dann von Bord und verpackte es an Land in seinen Sack. Danach hatte ich mir eine kurze Pause und eine weiteres Tasse Kaffee verdient.
Demontage des Maindrop-Systems
Als nächstes musste ich noch das Maindrop-System demontieren. So nennt man eine Vorrichtung am Großbaum, bestehend aus Lazy Bag (Segelpersenning) und Lazy Jacks (Führungsleinen), mittels derer das Großsegel beim Bergen automatisch auf den Baum fällt ohne viel Aufwand sauber in der Persenning verstaut werden kann.
Die Lazy Jacks, also die Führungsleinen, werden von der Persenning entfernt und seitlich am Mast fixiert, damit sie im Frühjahr wieder verwendet werden können. Anschließend werden die beiden Segellatten aus den Persenningseiten entfernt und zusammen mit den Latten des Großsegels verstaut. Nun lassen sich die beiden Persenningseiten, die zusammen den Lazy Bag ergeben, einfach aus ihren Kederschienen ziehen und gemeinsam mit den Segeln im Auto verstauen.
Damit waren die Hauptarbeiten, die noch im Wasser anfielen, erledigt. Nun hieß es warten, bis ich schließlich den Platz an Land zugewiesen bekam, an dem Molly über den Winter stehen soll. Dort baute ich den Lagerbock auf und richtete ihn mit der Wasserwaage aus. Geschafft! Der Kran kann kommen.
Der Kran kommt
Samstagmorgen, 6:00 Uhr, der Wecker klingelt und ich schäle mich aus dem Schlafsack. Den ersten Kaffee genieße ich bei einem wieder einmal tollen Sonnenaufgang hinter dem Hafenbecken. Nach und nach treffen die übrigen Bootseigner ein, die heute ebenfalls kranen wollen. Einzig der Kran lässt noch etwas auf sich warten. In der Zwischenzeit zieht sich der Himmel zu und es wird merklich kälter. Vorsorglich wechsle ich auf eine gefütterte regenfeste Arbeitsjacke, was im Nachhinein eine gute Entscheidung war.
Molly sollte als drittes Boot aus dem Wasser. Also startete ich den Motor und ließ ihn etwas warm laufen. Beim Ablegen merkte ich aber gleich, dass die Schraube, ein Faltpropeller, keine Wirkung erzielte. Muscheln und Seepocken hatten sich im Faltgetriebe angesiedelt und verhinderten das Auseinanderklappen durch die Fliehkraft. Molly musste geschleppt werden. Alex erledigte das dankenswerter Weise mit seinem kleinen Motorboot. Molly sollte nicht das letzte Boot sein, das heute an den Haken genommen werden musste.
Das große Unterwasserschiff-Schrubben beginnt
Als Molly dann am Kranhaken hing, konnte ich einen ersten Blick auf den Bewuchs werfen, der sich im Laufe des Sommers am Rumpf gebildet hatte. Ich hatte es mir schlimmer vorgestellt. Und so begann ich, nachdem Molly sicher in ihrem Lagerbock aufgestellt war, mit den Reinigungsarbeiten am Rumpf. Diese wurden allerdings immer wieder durch Hilfestellung bei den anderen Booten unterbrochen.
Inzwischen setzte Regen ein, der die Arbeiten nicht besonders angenehm gestaltete. Aber was soll´s, schließlich betreibt man ja einen Wassersport.
Nachdem das letzte Boot sicher an Land verbracht war, ließ Bert, der Marina-Inhaber, den Grill anheizen und es gab Bratwurst und Kartoffelsalat satt. Vielen Dank dafür!
Motorkonservierung
Weiter ging es mit Reinigungsarbeiten rund ums Unterwasserschiff und anschließend mit dem Konservieren des Farymann Einzylinders für Minusgrade. Dabei wird das Einkreis-Kühlsystem zunächst gut 20 Minuten mit Süßwasser gespült. Anschließend wird Kühlerfrostschutz über den Ansaugstutzen in den Kühlkreislauf gezogen, bis der erste eingefärbte Schwall aus dem Auspuff wieder heraus kommt. Dann wird der Motor abgestellt und ist für den Winter präpariert. Als letztes pumpte ich noch das Wasser aus der Toilette, um auch hier ein Einfrieren zu verhindern.
Abreise
Inzwischen wurde es dunkel und ich packte meine Sachen ins Auto. Bei dem kalten, regnerischen Wetter wollte ich nicht länger bleiben und trat den Heimweg an. Es wird aber nicht der letzte Besuch in diesem Jahr gewesen sein, ein paar Kleinigkeiten muss ich an einen anderen Wochenende noch zu Ende bringen. Aber das ist eine andere Geschichte.
Die zweite Herausforderung nach der Schleuse war dann der für mich noch unbekannte Dalbensteg. In Mollys Heimathafen, der Marina Cramer, liege ich an einem Fingersteg. Das Festmachen dort läuft inzwischen schon ganz gut. Bei einer Box mit Dalben gibt es halt ein paar für mich neue Dinge zu beachten.
Pfingstsonntag stand dann ganz im Zeichen des „Landgangs“. In Hooksiel waren Heringstage, ein Fest, das sich über den historischen Hafen und die Geschäftsstraßen des kleinen Hafenortes erstreckte. Leider waren die Fischbrötchen dort alles andere als erstklassig. Ein Matjes, lieblos mit ein paar Zwiebelringen aber ohne Salat zwischen zwei Milchbrötchenhälften eingeklemmt, haute uns nicht vom Hocker. Da gingen wir lieber zum nächsten Italiener und ließen uns einen riesigen Eisbecher schmecken.
Um 9.15 Uhr verließen wir die Schleuse und motorten aus dem Hafen. Wie beim Einlaufen war auch heute die Tonne H3 unser erster Anlaufpunkt. Danach fuhren wir weiter, an der Ölbrücke vorbei, quer über das Jade-Fahrwasser und dann gegen den Ebbstrom bis zur Einfahrt zur Kaiserbalje. Denn dort wollten wir ankern und das Kippen der Tiede abwarten. Alle, außer der Gitano, erledigten diese Fahrt unter Motor. Wir erreichten die Kaiserbalje um 10.45 Uhr und ließen unsere Anker in ausreichendem Abstand zueinander fallen. Auch dieses Manöver war für mich eine Premiere. Den Anker hatte ich noch am Vorabend an die Kette geschäkelt und an der Ankerrolle am Bug befestigt.
Nun war Zeit. Zeit, den Ankerball zu hissen, Wind zu messen, Logbuch zu schreiben, etwas zu trinken, etwas zu essen, faul im Cockpit zu sitzen und die Umgebung zu beobachten. Dann kam auch die Gitano am Ankerplatz an. Gerd barg die Segel und fuhr sein Ankermanöver ebenfalls unter Motor. Jetzt fehlte ein Dingi, mit dem man die anderen Ankerlieger hätte besuchen können. Hinüberschwimmen war wegen des Tidenstroms zu gefährlich. Also blieb jeder dort, wo er war.
Bald gesellte sich dann auch die Solveig, eine Ketsch, die ebenfalls in der Marina Cramer in WHV liegt, zu uns. Es wurden gegenseitig Fotos gemacht und hinterher ausgetauscht. Als dann der Schleusentermin näher kam, barg ich die Segel und lief unter Motor in den Vorhafen ein. Dort drehten schon einige Boote ihre Warterunden, bis die Schleusenkammer geöffnet wurde.

Am nächsten Morgen wollte ich unbedingt etwas gegen zukünftigen Wassereinbruch durch Starkregen tun. Ich erinnerte mich daran, bei Übernahme des Schiffs in den Staufächern unter dem Rundsofa im Salon eine weiße Plastikplane gesehen zu haben. Diese haben ich nun heraus geholt, über den Baum gelegt, und mit Spanngummis an den Relingdrähten und -stützen so befestigt, dass sie einen hervorragenden Schutz gegen Regen, aber auch Sonne für den Eingangsbereich meiner Hauptkajüte bildet. Zusätzlich habe ich mit Klebeband an der Nahtstelle der beiden Schottbretter eine Art Regenabweiser gebastelt, so dass herablaufendes Wasser vom Schott abtropft, statt in den Spalt zwischen den Brettern gezogen zu werden. Ich bin gespannt auf meinen nächsten Besuch bei Molly.









