Herbsturlaub an Bord

Mann, was hatte ich diesen Urlaub herbeigesehnt. Und dann war es plötzlich so weit. Nicht zu fassen, aber ich brauchte tatsächlich einen Stubser meines Kollegen, um zu akzeptieren, dass ich nicht alles fertig bekommen würde. Der Urlaub begann an einem Freitag. Eine gute Entscheidung. Das brachte mir einen freien Tag, wo ich gefühlsmäßig noch arbeiten wollte.

Klasse, wenn man sich noch einmal umdrehen kann, wenn eigentlich der Wecker klingelt. Erwartungsgemäß wurde ich zur gewohnten Zeit wach. Nach einer anfänglichen kleinen Orientierungslosigkeit wuchs in mir die Erkenntnis, dass ich nicht aufstehen muss. Ein wirklich geniales Gefühl! Also, rasch wieder in die Decke gekuschelt und nochmal zwei Stunden dran gehängt.

Inzwischen bin ich bereits sechs Tage an Bord der Molly. Die Bundestagswahl am vergangenen Sonntag ist für mich inzwischen schon wieder in weite Ferne gerückt. Es ist der Samstag danach. Die vergangene Woche war, vermutlich gerade, weil so wenig passierte, für mich die pure Erholung. Das Wetter machte mir allerdings jeden Tag aufs Neue einen dicken Strich durch die Rechnung, evtl. doch noch in diesem Jahr meine erste Ausfahrt auf die Jade zu schaffen.

Gerade gestern, Freitag, standen von den Wetterdaten alle Zeichen auf grün. Der Nebel, der mir tags zuvor die Ausfahrt versperrte, sollte weg sein. War er aber nicht. Ich hatte mir extra den Wecker gestellt. 6.45 Uhrstand ich auf. Mein erster Blick ging aus dem Kajütschott achteraus. Das Hotel Atlantic sollte dort eigentlich im Hintergrund zu sehen sein. Aber trotz angestrengter Suche konnte ich zwar die Solveig am Kopf des Nachbarsteges erkennen, aber das Hotel war weg. Wieder weg, da es am Morgen davor schon genau so gewesen war. Aber natürlich nur „weg“ im Sinne von „nicht zu sehen“.

Nun also wieder Nebel. Das Warten begann. Immer wieder schickte ich einen prüfenden Blick in Richtung der Kaiser-Wilhelm-Brücke, die in 0,6 Seemeilen Entfernung liegt.

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Aber dort war nur eine undurchdringliche weiße Wand zu sehen. Erst gegen zehn Uhr hob sich die Brücke schemenhaft aus dem Nebel hervor. Es reichte aber bei weitem nicht zum Auslaufen. Um es kurz zu machen: Der Nebel lichtete sich erst gegen kurz nach 13 Uhr. Zu spät, um noch aus dem Hafen zu kommen. Denn dafür braucht man hier wegen der schon erwähnten KW-Brücke, die für die Passage mit einem Segelschiff erst geöffnet werden muss, und der anschließenden Fahrt durch die Seeschleuse gut eine Stunde Zeit. Da aber bereits um 15 Uhr wieder binnenwärts geschleust wird, bleibt man besser gleich im Hafen.

Eine kleine Entschädigung gab es am Abend, als um 21 Uhr ein gut zehnminütiges Höhenfeuerwerk über Wilhelmshafen abgebrannt wurde. Da lässt sich die Stadt Wilhelmshaven wirklich nicht lumpen, obwohl sie finanziell bestimmt nicht gerade gut da steht. Dennoch war die Enttäuschung über die verpasste Gelegenheit riesengroß.

Samstag, der 30. September, begann wieder mit dem schon obligatorischen Blick achteraus. Die Solveig war gut zu sehen, auch das Hotel dahinter. Aber sobald mein Blick Richtung Steuerbord auf die Brücke gerichtet war, wusste ich, das wird heute wieder nichts. Schon wieder nur eine knappe halbe Seemeile Sicht. Der Dunst verzog sich dieses Mal schneller. Doch dafür war der Wind total eingeschlafen. Mit Jörg, der mit seinen Kindern in der Marina das Wochenende verbringt,  gehe ich Brötchen holen. Als wir zurück in der Marina waren, ist der Bonte-Kai wie leer gefegt. Alle Schiffe sind zur Regatta aufgebrochen. Wir wollten nach dem Frühstück den leeren Hafen zum Segeln nutzen, aber es stellte sich kein Wind ein. Ich hisste die Segel am Steg. Aber sie hingen schlaff und füllten sich kein bisschen. So widmete ich mich dem Studium des Einleinen-Reffsystems der Delanta, wobei ich gleich merkte, dass das Großsegel mit seinen beiden Holepunkten für die Reffleine nicht optimal ausgestattet war. Eigentlich müsste es lt. Beschreibung noch zwei weitere Punkte besitzen, damit es sauber auf den Baum niedergeholt, und dort fixiert werden kann.

Nach dieser Inspektion zog sich der Himmel zu und verfinsterte sich zusehens. Dennoch wollten wir um 17 Uhr das Einlaufen der Groß- und Traditionssegler nicht verpassen. Mit Regenjacke vermeindlich gut ausgestattet, gingen wir los. Aber kaum waren wir über die KW-Brücke hinweg, öffnete der Himmel seine Schleusen. Wir ließen uns die Laune jedoch nicht verderben und steuerten den nächstbesten Imbisstand an. Hie kaufte ich das wohl schlechteste Fischbrötchen der Saison. Und auch Gerd und Beate konnten nicht fassen, was uns dort für sage und schreibe 4,50 € überreicht wurde. Eigentlich hätten wir es gleich zurück geben sollen, doch unsere gute Erziehung stand uns hier eindeutig im Weg.

Dazu kam, dass wir von Minute zu Minute nasser wurden. Das Problem war nicht die Regenjacke, sondern vielmehr die Hose und die Schuhe. Alles war binnen kurzem durchnässt. Und so entschlossen wir uns nach einer Portion Gemüse-Nudel-Pfanne und einem Bier, den Heimweg in Richtung eigenes Boot anzutreten. Und das war auch gut so! Dort angekommen, bemerkte ich, dass durch den Spalt zwischen den beiden Schottbrettern Regenwasser in den Salon von Molly eingedrungen war. Nachdem ich mich zunächst aus den vollkommen durchnässten Sachen geschält hatte, und diese in den Trockenschrank der Delanta gehängt hatte, widmete ich mich dem Wasserschaden. Zunächst brachte ich eine Plane von außen auf die beiden Schottbretter auf und fixierte sie mit Klebeband. So war der „Wassereinbruch“ gestoppt. Allerdings war der Teppich im Salon deutlich feucht geworden, so dass ich nun doch den Heizlüfter hervorholte und einschaltete. Und so liege ich nun auf dem Rundsofa und schreibe diese Zeilen, während das Feuchte langsam wieder trocken wird. Unterdessen hat es sogar wieder aufgehört, zu regnen.

Am nächsten Morgen wollte ich unbedingt etwas gegen zukünftigen Wassereinbruch durch Starkregen tun. Ich erinnerte mich daran, bei Übernahme des Schiffs in den Staufächern unter dem Rundsofa im Salon eine weiße Plastikplane gesehen zu haben. Diese haben ich nun heraus geholt, über den Baum gelegt, und mit Spanngummis an den Relingdrähten und -stützen  so befestigt, dass sie einen hervorragenden Schutz gegen Regen, aber auch Sonne für den Eingangsbereich meiner Hauptkajüte bildet. Zusätzlich habe ich mit Klebeband an der Nahtstelle der beiden Schottbretter eine Art Regenabweiser gebastelt, so dass herablaufendes Wasser vom Schott abtropft, statt in den Spalt zwischen den Brettern gezogen zu werden. Ich bin gespannt auf meinen nächsten Besuch bei Molly.

Mit meinem Stegnachbarn Siegfried unterhielt ich mich über den bevorstehenden Krantermin. Er gab mir wertvolle Tipps bezüglich meines Diesel-Motors. Molly besitzt einen Farymann Einbaudiesel mit einer Einkreis-Seewasserkühlung. Dieser Motor will nach dem Auskranen vernünftig winterfest gemacht werden. Wie ich das machen werde, schreibe ich hier in einem weiteren Beitrag über das Winterlager.

Vor meiner Abreise in Richtung Heimat verabredete ich mich mit Gerd, einem weiteren Stegnachbarn, am letzten Wochenende meines Urlaubs noch einmal zum Boot zu fahren, um dann die letzte Möglichkeit vor dem Winterlager für eine Ausfahrt auf die Jade zu nutzen. Hoffentlich klappt´s!

Kraftstoffleitungen sind wieder dicht

Nachdem ich nun länger nichts mehr hier auf Mollies Blog geschrieben habe, denke ich, es ist Zeit für ein Update.

In meinem letzten Beitrag schrieb ich über die tropfenden Kraftstoffleitungen von Mollies Motor. Das waren offenbar ziemlich alte, mit Stoff ummantelte Kunststoffleitungen, die im Laufe der Jahre einfach mürbe geworden sind. Natürlicher Verschleiß, wie Bert, der Marina-Inhaber mir bestätigte. Der Austausch der Leitungen war rasch vereinbart. Und als ich am vergangenen Wochenende wieder am Schiff war, glänzten mir nagelneue Benzinleitungen aus dem Motorraum entgegen. Auch minutenlanges Probelaufen des Motors konnte keinen Tropfen Diesel zu Tage treten lassen. Well done, Marina Cramer!

Ebenfalls konnte das Marina-Team die Motor-Elektrik wieder richtig anschließen. Als ich das Schiff übernahm, konnte ich lediglich mit dem Batterie-Hauptschalter den Strom im Schiff einschalten. Allerdingst stand dann auch gleich die ganze Motorelektrik unter Strom, was nicht im Sinne des Erfinders war. Nach dem korrigierenden Eingriff habe ich nun einen neuen Hauptschalter, und auch wieder funktionierende Schalter für die Motorelektrik und die Motorraum-Entlüftung. Was für eine Wohltat, nun die Antriebstechnik wieder einsatzklar zu wissen.

Zwei Dinge verbleiben auf der ToDo-Liste für das Marina-Team:

  1. Reparatur der Tankanzeige. Diese bleibt nach Einschalten der Motor-Elektrik auf „Halbvoll“ stehen, obwohl der Tank bis zum Überlaufen gefüllt ist. Das ist nicht nur blöd, sondern auch unzuverlässig.
  2. Ein NMEA2000-Netzwerkanschluss von Funkgerät und Kartenplotter, damit das Funkgerät mit GPS-Daten des Plotters versorgt wird, und umgekehrt die AIS-Daten des Funkgerätes auf dem Plotter-Display angezeigt werden.

Um diese beiden Punkte will sich die Marina in den nächsten Tagen kümmern. Dann hoffe ich sehr, dass damit alle wichtigen Punkte abgearbeitet sind, die ich mir nicht selber zutraue, und dass dem ersten richtigen Ablegen und Auslaufen von Molly nichts mehr im Wege steht. Jetzt muss nur noch das Wetter mitspielen. Davon schreibe ich dann demnächst.