Irgendwie ist das Auto doch immer wieder voll. Obwohl ich mir jedes Mal schwöre, beim nächsten Mal nur noch eine Tasche mit dem Nötigsten mit zu nehmen. Aber egal. Es ist nun mal so. Und so musste ich mir, als ich nach erstaunlich glatter Fahrt, mit nur einem Stau wegen eines Unfalls, in Wilhelmshaven ankam, erst einmal den Bollerwagen der Marina schnappen, und das ganze Gelumpe aufs Boot bringen. Alles musste verstaut werden, denn am nächsten Morgen sollte es schon los gehen.
Gesagt, getan. Dabei blieb auch immer noch genug Zeit für einen Schnack mit den Freunden, die morgen ebenfalls in Richtung Hooksiel starten wollten und fas zeitgleich in der Marina eintrudelten. Da waren Gerd und seine Partnerin auf SY Gitano , sowie Uwe mit Frau und Tochter auf der Motoryacht Sky und nicht zuletzt Christian mit seiner Moby Dick.
Das Aufstehen am nächsten Morgen wurde durch die Öffnungszeit der KW-Brücke bestimmt. Sie öffnet um 8.30 Uhr. Daran gekoppelt, 15 Minuten später, öffnet die Seeschleuse. Oder besser: … sollte sie öffnen. Nicht so dieses Mal. Aber der Reihe nach. Um kurz nach acht Uhr starteten wir unsere Motoren, um sie warm laufen zu lassen. Um viertel nach Acht hieß es dann „Leinen los“.
Das rückwärts vom Finger ablegen muss ich wirklich noch üben. Jedes Mal macht Molly zunächst, was sie will. Und das ist nicht das, was ich mir so vorstelle. Da muss ich wirklich noch dran arbeiten. Aber letztlich kam ich ohne Schrammen vom Finger weg und legte Kurs auf die KW-Brücke, die dann auch pünktlich für uns öffnete. Doch dann begann eine elendig lange Wartezeit vor der Seeschleuse. Erst eine dreiviertel Stunde nach der eigentlichen Zeit öffnete sich das riesige Schleusentor und wir durften in die Kammer einlaufen. So kam es, dass wir schließlich mit gut einer Stunde Verspätung aus dem Vorhafen in die Jade ausliefen. Dadurch hatten wir auch eine Stunde weniger mitlaufende Strömung als ursprünglich eingeplant.
Die Sonne schien ohne Wolken über der Jade. Die Windverhältnisse waren jedoch bescheiden. 2 bis 3 Windstärken im Maximum konnten uns nicht wirklich begeistern. Christian, der das erste Mal mit seiner komplett überholten Moby Dick unter Segel fahren wollte, versuchte es am längsten, ohne Motor Strecke zu machen. Schließlich, als die Tiede gekippt war, und die Flut uns entgegenkam, schmiss auch er den Jockel an und wir mussten den Hebel auf den Tisch legen, um die anderen beiden Boote, Gerd mit seiner Gitano und Uwe mit dem Motorboot Sky, einzuholen. Gerd war fast von Beginn an unter Motor vorausgefahren.
Schließlich holten wir sie an der Öl-Brücke vor Hooksiel ein und liefen dann gemeinsam in den Hooksieler Außenhafen ein, wo wir im Päckchen festmachten um die Schleusung klar zu machen. Als die Formalitäten abgehandelt waren, war gerade noch Zeit für ein Fischbrötchen auf die Hand. Dann machten wir los und warteten auf die Öffnung der Schleuse. Und dann begann mit den anderen, ebenfalls wartenden Booten ein Geschiebe und Gedrängel vor dem Tor, dass nicht wirklich Spaß machte. Molly sollte ohne Schrammen bleiben. Und so ließ ich mich zurückfallen und fuhr schließlich als vorletztes Boot in die Kammer und konnte stressfrei fest machen. Man sollte da Nummern ziehen, wie an der Fleischtheke!
Christian hingegen, mit seiner Moby Dick, hatte etwas mehr Action. Beim Versuch, das hinter ihm liegende Schiff, die Cape diem gemeinsam mit dessen Skipperin vor dem Auflaufen zu hindern, brachten sich beide in die Gefahr, zusammen in der Schleusenkammer schwimmen zu gehen. Sie verhakte sich dabei mit einem Fuß unter einem Kreuzpoller, übte beim Versuch, nicht ins Wasser zu fallen, immer mehr Druck auf Christian aus, der sich dann schließlich einen dicken Holzsplitter in den Fuß rammte. Den bemerkte er zunächst gar nicht, später zog er ihn aber mit einer Pinzette – manche Augenzeugen sprachen auch von einer Rohrzange – selber heraus. Da die beteiligte Seglerin mit ihrem Schiff ebenfalls genau an unserem Gastlieger-Steg fest machte, entwickelte sich daraus ein Running Gag, bei der die Behandlung der Wunde mittels „Einlauf“ das ganze Wochenende immer wieder in neuen Facetten diskutiert wurde.
Es war ein für mich durchaus spannender Tag. Da war das Anlaufen meines ersten fremden Hafens, das erste Schleusen in einer Kammer, so eng wie eine Sardinenbüchse, das erste Mal festmachen an einem Dalbensteg. Und das alles einhand! All das war schon ein wenig aufregend. Da war es schön, als der erste Tag schließlich mit einem gemeinsamen Grillen in der Nähe der Steganlagen fröhlich zu Ende ging.