Eigentlich sollte alles ganz anders sein. Wir, drei befreundete Skipper und ich, wollten das lange Pfingstwochenende ursprünglich nach Wangerooge fahren. Alles war darauf ausgerichtet. Doch dann kam pünktlich zu Samstag vor Pfingsten ein Starkwindfeld herangerauscht, das alle Planungen über den Haufen warf.
Was tun? Der Samstag war als Törntag ein Totalausfall. Zu stark wehte der Wind gegen den Tidenstrom, so dass die Jade mal wieder „kochte“. Ein Hafentag war unausweichlich. Kurzerhand griff Christian sich sein Skateboard und einen Lenkdrachen, und wir gingen gemeinsam mit seiner Familie auf den Deich vom Südstrand. Der Wind war stark genug, dass Christian vom Drachen gezogen auf dem Skateboard ordentlich Fahrt aufnahm, wie auf diesem Video gut zu sehen:
Pfingstsonntag versprach gut zu werden. Kurzerhand disponierten wir um, und wählten Dangast als neues Ziel. Dangast ist ein kleiner Tidenhafen im Südwesten des Jadebusens, der durch ein bepricktes Fahrwasser erreichbar ist.
Die Seeschleuse von Wilhelmshaven wollte uns mittags um 13 Uhr ausschleusen. Die Kaiser-Wilhelm-Brücke macht eine halbe Stunde vorher auf. Also legten wir am Sonntag um 12.15 Uhr ab und fuhren mit vier Booten (Sky, Gitano, Unicorn und Molly) durch die geöffnete KW-Brücke in Richtung Seeschleuse. Der auf Molly in der vergangenen Saison eingebaute Autopilot machte schon hier gute Arbeit. Ich konnte, natürlich immer ein Auge auf dem Wasser, in Ruhe die Fender und Leinen für das Anlegen in der Schleuse klarieren.
Das Schleusentor stand ebenfalls bereits offen, so dass wir direkt einfahren konnten. Das Anlegen klappte jedoch wegen Seitenwind, der Molly von der Pier weg drückte, erst beim zweiten Anlauf, und mit Hilfe von Maja und Christian, die vorausfahrend bereits in der Schleuse fest gemacht hatten. Das Schleusen selber ging zügig, da es keinen großen Wasserhöhenunterschied auszugleichen galt. So motorten wir anschließend aus dem Hafen und nahmen Kurs auf das Dangaster Fahrwasser.
Am Beginn der Pricken stellten wir fest, dass wir etwas früh dort waren. Um zu vermeiden, dass wir mangels Tiefe im Fahrwasser fest kamen, fuhren wir nun langsam weiter. Für mich war es das erste Mal, dass ich einen Prickenweg befuhr. Ich hielt mich immer schön an den Pricken auf der Steuerbordseite, merkte aber dennoch, dass ich zwei Mal in den Schlick geriet und dadurch Fahrt verlor. Allerdings kam ich jedes Mal direkt wieder frei und konnte die Fahrt fortsetzen.
Ausgerechnet an der engsten Kurve des Fahrwassers kam uns das Ausflugsschiff „Etta von Dangast“ entgegen. Wir stoppten vor der Kurve auf und ließen das Passagierschiff passieren, was uns einen freundlichen Gruß mit dem Horn zukommen ließ. Dann fuhren wir ohne weitere Zwischenstopps in den Hafen ein.
Mitglieder des dort ansässigen Yachtclubs zeigten uns freundlich freie Liegeboxen, die wir nutzen konnten. Dennoch kam kurz nach dem Festmachen der eigentliche „Besitzer“ meiner nicht als „besetzt“ markierten Box mit seinem Boot zurück. Er schaute sich jedoch kurzerhand nach einer anderen Liegemöglichkeit um, so dass ich dort liegen bleiben konnte.
Nach dem Festmachen stand zunächst der Gang zum Hafenmeister an, der uns freundlich empfing, die Formalitäten rasch erledigte und sich dann auch noch als Besitzer eines Arminia-Bielefeld-Läufers outete. So mach Ankommen Spaß!
Der Rest des Tages ging mit einem Besuch des „Fischturms“ im Hafen, und Volleyball spielen am Sandstrand zu Ende. Am Dangaster „Fischturm“, das ist kein Geheimnis, gibt es die wohl leckersten Fischbrötchen an der Jade. Die frischen, cross gebackenen Brötchen, mit Salat und Zwiebeln angereichert, und mit frischem Fisch belegt, sind einfach ein Muss bei jedem Besuch von Dangast!
Für den Abend konnten wir den wetterfesten Pavillon auf der Steganlage nutzen, während unsere Boote langsam im Schlick einsanken. Bei den 1,25 Meter Tiefgang von Molly kein Problem.
Die Nacht war zunächst ungewöhnlich ruhig. Kein Wellenschlagen an der Bordwand, kein Schaukeln des Schiffs. Im Laufe der Nacht, bei aufkommender Flut änderte sich das. Molly war wieder in ihrem Element.
Wir hatten uns am Abend vorher auf 8 Uhr zum Ablegen verabredet. Um 7.30 Uhr tauchte dann aber überraschend die Gitano bereits am Heck von Molly auf. Auch die Sky hatte bereits los gemacht und drängte wegen des ablaufenden Wassers zu Abfahrt. Ich, und auch die Besatzung der Unicorn waren überrascht, und mit unseren Vorbereitungen eigentlich noch gar nicht zum Ablegen bereit.
Dennoch machten wir so rasch wie möglich los und begaben uns dann gemeinsam auf die Rückfahrt in Richtung Wilhelmshaven. Der Prickenweg war frei. Wir nahmen mehr Fahrt auf, als auf dem Hinweg. So erreichten wir relativ rasch das Ende der Pricken und kamen in tiefes Fahrwasser.
Hier nahm jedoch die Welle rasch zu und es begann ein Tanz auf dem Wasser. Den ursprünglichen Gedanken, einen Segeltag auf der Jade zu verbringen, verwarfen wir rasch, zumal die Gitano erneut Motorprobleme bekam. Bereits in der vergangenen Saison hatte sie einen Motorausfall wegen Dieselpest und Gerd musste Tank und Leitungen mühsam reinigen. Nun also wieder mehrere Motoraussetzer. Dennoch schaffte sie es aus eigener Kraft in den Vorhafen und wir schleusten gemeinsam ein und machten anschließend am Heimatsteg der Marina Cramer fest.
Während unseres Ausflugs nach Dangast erfuhren wir, dass es auf Wangerooge, unserem eigentlichen Ziel, zu einem größeren Polizeieinsatz gekommen war. Der Fährverkehr war eingestellt, ein SEK der Polizei war zu einer Festnahme auf die Insel gebracht worden. Da fühlten wir uns im kleinen, beschaulichen Dangast doch gleich noch einmal so wohl!
Das war unser diesjähriger Pfingstausflug, der kürzer als geplant ausfiel. Für mich war es aber die erste Fahrt durch ein bepricktes Fahrwasser, die erste kleine Grundberührung in einem Fahrwasser, sowie das erste Trockenfallen mit Molly in einem Tidenhafen. Genug Premieren für ein verlängertes Wochenende, finde ich.