Das Projekt „Bootspflege“ ging direkt nach Ostern in die zweite und abschließende Runde, denn am Samstag nach Ostern war der Kran bestellt. Molly sollte zurück in ihr Element.
Mit einer starken Erkältung gesundheitlich angeschlagen, fuhr ich am Dienstagvormittag wieder nach Wilhelmshaven und begann sogleich mit der Fortsetzung der Reinigung des Gelcoats. Dies machte ich mit der Poliermaschine und einem Schwammpad mit Mikrofaserüberzug, das ich immer wieder mit etwas Super-GFK-Reiniger von Yachticon tränkte. Mit niedriger Geschwindigkeit führte ich die Maschine in überlappenden Bahnen mehrfach über den Rumpf und spülte anschließend alles mit Waschbürste und Klarwasser aus dem Schlauch gründlich ab. Grünbelag und auch die ein oder andere Vergilbung war damit bereits erfolgreich entfernt.
Das Wetter spielte mit, es war zwar zunächst nicht warm, aber durchweg trocken, so dass der Rumpf auch bald abgetrocknet war. Nun begann ich mit der eigentlichen Politur, wie vorgeschrieben, von Grob nach Fein. Zuerst kam also das D30-Pad auf die Maschine und es ging langsam aber stetig vom Bug zum Heck. Vor dem Wechsel auf das nächstfeinere Pad muss der behandelte Rumpf einmal mit einem trockenen Mikrofasertuch von losem Staub befreit werden. Da dies nicht so anstrengend ist, wie die Arbeit mit der Poliermaschine, machte ich dies immer im Wechsel. Eine Seite Polieren, dann reinigen, dann die nächste Seite Polieren, und so weiter.
Diese wechselseitige Bearbeitung funktionierte perfekt. Ich konnte ohne Pause durcharbeiten. Da die Poliermaschine aber mit 2,6 kg auf Dauer nicht gerade leicht ist, wurden irgendwann die Arme schwer und kurze Pausen mussten dann doch sein. So brauchte ich schließlich für den gesamten Vorgang, vier Durchgänge mit vier unterschiedlichen Pads, sowie der abschließenden Versiegelung mit Polymer Sealant von Peter Wrede gut drei ganze Tage.
Dabei konnte ich nach jedem trockenen Reinigen des Rumpfes mit dem Mikrofasertuch deutliche Fortschritte in der Verbesserung der Oberfläche erkennen. Der Rumpf fühlte sich nach dem letzten Durchgang mit dem D3-Pad extrem glatt an. Die durch die Verwitterungen vorher zu fühlenden rauen Unebenheiten waren komplett verschwunden. Allerdings blieben gerade in der Nähe des Wasserpasses bei genauerem Hinsehen noch sichtbare Vergilbungen, doch die waren im Vergleich zu vorher deutlich abgemildert und ich persönlich kann damit leben, im kommenden Herbst, wenn Molly wieder aus dem Wasser kommt, hier noch einmal Hand und Polierpad anzulegen.
Nun wird manch einer sagen: „Was für ein Aufwand! Mit herkömmlicher Politur gehe ich einmal herum, wachse anschließend und lege mich dann in die Sonne.“ Und zunächst einmal muss ich ihm Recht geben. Der schnell sichtbare Erfolg gehört der herkömmlichen Politur. Es gibt jedoch ein „aber“:
Die Diamantpolitur arbeitet rein mechanisch, ohne Chemie. Jedes Pad hat eine definierte, immer gleich bleibende Korngröße und einen dadurch definierten Abrieb. Dieser Abrieb ist lt. Hersteller selbst bei dem schon relativ scharfen D30-Pad nur ein Bruchteil von dem Abrieb, den einer herkömmliche Politur mit selbstteilender Körnung erzeugt. Der Abtrag bewegt sich im Bereich weniger µ.
Ein weiterer, nicht zu verachtender Vorteil ist die Möglichkeit der Verarbeitung bei Frost oder auch direkter Sonnenbestrahlung der zu polieren Fläche, was bei Politurpasten die Gefahr des Einbrennens erzeugt. Nicht akkurat entfernte Politurreste setzen sich auf der Oberfläche fest und fördern das erneute Vergilben. Diese Gefahr soll bei der Diamantpolitur nahezu wegfallen. Bestenfalls muss der Rumpf während der Saison ein oder zweimal gewaschen, und im Herbst und im folgenden Frühjahr nur erneut versiegelt werden. Dieses selber zu beurteilen ist mir natürlich derzeit noch nicht möglich, hier muss ich meine eigenen Erfahrungen in den nächsten Monaten machen. Bis dahin ist Molly nun wieder in ihrem Element und glänzt mit den anderen Booten um die Wette.
Mein Fazit bis hier: Die Politur mit Diamantpads ist zunächst abhängig vom Anfangszustand der zu bearbeitenden Fläche bestimmt arbeitsintensiver als die herkömmliche. Hier sollte man sich im Zweifel eine fachkundige Beurteilung und Beratung durch einen Fachmann in Fragen der richtigen Pad-Auswahl einholen. Die Diamantpolitur ist rein mechanisch und durch die Abwesenheit von Chemieaufträgen auf dem Bootsrumpf langfristig oberflächenschonender. Auch der Umweltgedanke sollte nicht außer Acht gelassen werden.
Die Aussicht, nach abgeschlossener Grundbehandlung deutlich weniger Aufwand betreiben zu müssen, bestenfalls für ein oder zwei Jahre nur noch waschen und neu versiegeln zu müssen, klingt für mich sehr verlockend. Ich bin überzeugt von dem von mir als absoluten Beginner erzielten Ergebnis (Profis werden bestimmt bessere Ergebnisse erzielen), und davon, den richtigen Weg beschritten zu haben.
Für alle, die sich näher informieren wollen:
Hier geht es zur Homepage des Herstellers der Diamantpads.
Ein Nachtrag:
Den ursprünglichen Text habe ich inzwischen in einem Punkt geändert: Ich hatte den Rumpf zwischen den einzelnen Politurgängen mit klarem Wasser abgespült, weil ich besonders gründlich sein wollte. Der Hersteller der Polierpads wies mich jedoch darauf hin, dass die trockene Reinigung mit einem weichen Mikrofasertuch besser wäre. Nasse Reinigung zwischen den Poliergängen könnte auf Dauer eher negative Auswirkungen auf die Rumpfoberfläche haben. Dies werde ich zu Beginn der Saison 2019, die nun immer näher rückt, auf jeden Fall berücksichtigen. Den Text meiner beiden Bereichte habe ich entsprechend abgeändert.
Ich halte den Aufwand für vollkommen überzogen.
Herkömmliche Polituren sind ja keine Umweltschädigenden Substanzen, welche man Literweise verbraucht.
Bei deinem Boot braucht man vielleicht 1/2 Flasche grobe Politur und 1/2 Flasche feine.
Zudem ist der Abtrag des Gelcoats auch bei Polituren gut zu steuern, eben über die Körnung. Und einmal richtig gut aufgearbeitet hast du auch erstmal ein paar Saisons weniger Aufwand.
Hallo „Bootsmann“,
das mit dem Aufwand will ich gar nicht in Abrede stellen und das ist bestimmt ein Knackpunkt bei der Akzeptanz dieses Verfahrens. Ich wollte für mich einfach etwas neues ausprobieren. Und ich habe darüber geschrieben, so dass sich der interessierte Leser selber eine Meinung bilden kann. Vielen Dank für Deine Meinung unter meinem Bericht! Beste Grüße, Wolfram
Aufwand bei der Politur mit Wedepol Polierpads.
Diamantbeschichtete Polierpads von Wedepol ermöglichen auch es auch dem versierten Anwender, ein professionelles Polierergebnis zu erzielen. Dabei ist der Aufwand vergleichbar mit der konventionellen auf Polituren basierenden Aufbereitung. Bei der klassischen Aufbereitung wird zwischen den einzelnen Arbeitsschritten die Oberfläche mit einer Reinigungsknete abgerieben, um Poliermittelrückstände aus dem Gelcoat / Lack zu entfernen. Dieses ist schonend nur manuell möglich. Zusätzlich müssen in der Vorbereitung viele Teile zum Schutz vor Politurmitteln abgeklebt werden. Dieses ist sehr zeitaufwendig und Material intensiv. Moderne Polituren mit sich selbstzersetzenden Polierkorn sparen zwar Arbeitszeit, machen es aber anspruchsvoller, ein homogenes Polierergebnis zu erzielen. Dieser Effekt kann mit auf rauen Oberflächen schäumenden Kontrollspray sichtbar gemacht werden. Durch die trockene Funktionsweise der Wedepol Polierpads kann eine Wechselwirkung von Chemieprodukten mit der Oberfläche ausgeschlossen werden.
Weitere Vorteile der diamantbeschichteten Polierpads von Wedepol sind:
Eine Politur ist bei direkter Sonneneinstrahlung und bei Frost möglich.
Die Abtragsraten sind konstant und man sieht sofort das Ergebnis. Er wird also nicht mehr Material als nötig abgetragen.
Ein Eintrag von Material in die Oberfläche findet bei sachgerechter Anwendung nicht statt.
Eine Schädigung der Oberfläche durch mögliche Materialunverträglichkeiten mit Chemieprodukten ist nicht gegeben.
Die Oberfläche wird optimal aktiviert, um eine optimale Anbindung der nachfolgenden Versiegelungschemie zu erzielen. Diese Versiegelung sollte idealerweise eine Polymer- bzw. Keramikversiegelung sein.
Durch die geringe Drehzahl bei der Politur (400-600 U/min) gibt es eine nur sehr geringe, materialschonende Temperaturerhöhung an der Oberfläche.
Ein Memoryeffekt (rasch wieder auftretende Vergrauung, Verkreidung …) tritt auch nach einer Saison nicht auf, da durch die trockene Arbeitsweise alle degenerierten Polymerbestanteile gründlich entfernt werden. Durch die klassische feuchte Bearbeitung kann es durch den Nassglanz und die Auffülleffekte der Politur zum Verbleib geschädigten Polymers kommen.
Nach der ersten gründlichen Aufarbeitung muss die Oberfläche in den Folgejahren nur sanft gereinigt und wieder versiegelt werden, womit sich der Arbeitsaufwand der Aufbereitung relativiert. Dieser Aufwand ist aber auch bei einer klassischen Arbeitsweise gegeben.
Die auswaschbaren diamantbeschichteten Pads halten bei sachgerechter Anwendung viele Jahre lang. Siehe Test Palstek 4/17