Pfingstausfahrt 2019 nach Dangast

Eigentlich sollte alles ganz anders sein. Wir, drei befreundete Skipper und ich, wollten das lange Pfingstwochenende ursprünglich nach Wangerooge fahren. Alles war darauf ausgerichtet. Doch dann kam pünktlich zu Samstag vor Pfingsten ein Starkwindfeld herangerauscht, das alle Planungen über den Haufen warf.

Was tun? Der Samstag war als Törntag ein Totalausfall. Zu stark wehte der Wind gegen den Tidenstrom, so dass die Jade mal wieder „kochte“. Ein Hafentag war unausweichlich. Kurzerhand griff Christian sich sein Skateboard und einen Lenkdrachen, und wir gingen gemeinsam mit seiner Familie auf den Deich vom Südstrand. Der Wind war stark genug, dass Christian vom Drachen gezogen auf dem Skateboard ordentlich Fahrt aufnahm, wie auf diesem Video gut zu sehen:

Pfingstsonntag versprach gut zu werden. Kurzerhand disponierten wir um, und wählten Dangast als neues Ziel. Dangast ist ein kleiner Tidenhafen im Südwesten des Jadebusens, der durch ein bepricktes Fahrwasser erreichbar ist.

Die Segelyacht Gitano auf dem Weg nach Dangast.

Die Seeschleuse von Wilhelmshaven wollte uns mittags um 13 Uhr ausschleusen. Die Kaiser-Wilhelm-Brücke macht eine halbe Stunde vorher auf. Also legten wir am Sonntag um 12.15 Uhr ab und fuhren mit vier Booten (Sky, Gitano, Unicorn und Molly) durch die geöffnete KW-Brücke in Richtung Seeschleuse. Der auf Molly in der vergangenen Saison eingebaute Autopilot machte schon hier gute Arbeit. Ich konnte, natürlich immer ein Auge auf dem Wasser, in Ruhe die Fender und Leinen für das Anlegen in der Schleuse klarieren.

Das Schleusentor stand ebenfalls bereits offen, so dass wir direkt einfahren konnten. Das Anlegen klappte jedoch wegen Seitenwind, der Molly von der Pier weg drückte, erst beim zweiten Anlauf, und mit Hilfe von Maja und Christian, die vorausfahrend bereits in der Schleuse fest gemacht hatten. Das Schleusen selber ging zügig, da es keinen großen Wasserhöhenunterschied auszugleichen galt. So motorten wir anschließend aus dem Hafen und nahmen Kurs auf das Dangaster Fahrwasser.

Die Anfahrt auf Dangast führt auf einem Prickenweg durch das Wattenmeer des Jadebusens.

Am Beginn der Pricken stellten wir fest, dass wir etwas früh dort waren. Um zu vermeiden, dass wir mangels Tiefe im Fahrwasser fest kamen, fuhren wir nun langsam weiter. Für mich war es das erste Mal, dass ich einen Prickenweg befuhr. Ich hielt mich immer schön an den Pricken auf der Steuerbordseite, merkte aber dennoch, dass ich zwei Mal in den Schlick geriet und dadurch Fahrt verlor. Allerdings kam ich jedes Mal direkt wieder frei und konnte die Fahrt fortsetzen.

Ausgerechnet an der engsten Kurve des Fahrwassers kam uns das Ausflugsschiff „Etta von Dangast“ entgegen. Wir stoppten vor der Kurve auf und ließen das Passagierschiff passieren, was uns einen freundlichen Gruß mit dem Horn zukommen ließ. Dann fuhren wir ohne weitere Zwischenstopps in den Hafen ein.

Der Hafen von Dangast

Mitglieder des dort ansässigen Yachtclubs zeigten uns freundlich freie Liegeboxen, die wir nutzen konnten. Dennoch kam kurz nach dem Festmachen der eigentliche „Besitzer“ meiner nicht als „besetzt“ markierten Box mit seinem Boot zurück. Er schaute sich jedoch kurzerhand nach einer anderen Liegemöglichkeit um, so dass ich dort liegen bleiben konnte. 

Nach dem Festmachen stand zunächst der Gang zum Hafenmeister an, der uns freundlich empfing, die Formalitäten rasch erledigte und sich dann auch noch als Besitzer eines Arminia-Bielefeld-Läufers outete. So mach Ankommen Spaß!

Der Rest des Tages ging mit einem Besuch des „Fischturms“ im Hafen, und Volleyball spielen am Sandstrand zu Ende. Am Dangaster „Fischturm“, das ist kein Geheimnis, gibt es die wohl leckersten Fischbrötchen an der Jade. Die frischen, cross gebackenen Brötchen, mit Salat und Zwiebeln angereichert, und mit frischem Fisch belegt, sind einfach ein Muss bei jedem Besuch von Dangast!

Abendhimmel über Dangast

Für den Abend konnten wir den wetterfesten Pavillon auf der Steganlage nutzen, während unsere Boote langsam im Schlick einsanken. Bei den 1,25 Meter Tiefgang von Molly kein Problem.

Die Nacht war zunächst ungewöhnlich ruhig. Kein Wellenschlagen an der Bordwand, kein Schaukeln des Schiffs. Im Laufe der Nacht, bei aufkommender Flut änderte sich das. Molly war wieder in ihrem Element. 

Wir hatten uns am Abend vorher auf 8 Uhr zum Ablegen verabredet. Um 7.30 Uhr tauchte dann aber überraschend die Gitano bereits am Heck von Molly auf. Auch die Sky hatte bereits los gemacht und drängte wegen des ablaufenden Wassers zu Abfahrt. Ich, und auch die Besatzung der Unicorn waren überrascht, und mit unseren Vorbereitungen eigentlich noch gar nicht zum Ablegen bereit.

Dennoch machten wir so rasch wie möglich los und begaben uns dann gemeinsam auf die Rückfahrt in Richtung Wilhelmshaven. Der Prickenweg war frei. Wir nahmen mehr Fahrt auf, als auf dem Hinweg. So erreichten wir relativ rasch das Ende der Pricken und kamen in tiefes Fahrwasser.

Hier nahm jedoch die Welle rasch zu und es begann ein Tanz auf dem Wasser. Den ursprünglichen Gedanken, einen Segeltag auf der Jade zu verbringen, verwarfen wir rasch, zumal die Gitano erneut Motorprobleme bekam. Bereits in der vergangenen Saison hatte sie einen Motorausfall wegen Dieselpest und Gerd musste Tank und Leitungen mühsam reinigen. Nun also wieder mehrere Motoraussetzer. Dennoch schaffte sie es aus eigener Kraft in den Vorhafen und wir schleusten gemeinsam ein und machten anschließend am Heimatsteg der Marina Cramer fest. 

Während unseres Ausflugs nach Dangast erfuhren wir, dass es auf Wangerooge, unserem eigentlichen Ziel, zu einem größeren Polizeieinsatz gekommen war. Der Fährverkehr war eingestellt, ein SEK der Polizei war zu einer Festnahme auf die Insel gebracht worden. Da fühlten wir uns im kleinen, beschaulichen Dangast doch gleich noch einmal so wohl!

Das war unser diesjähriger Pfingstausflug, der kürzer als geplant ausfiel. Für mich war es aber die erste Fahrt durch ein bepricktes Fahrwasser, die erste kleine Grundberührung in einem Fahrwasser, sowie das erste Trockenfallen mit Molly in einem Tidenhafen. Genug Premieren für ein verlängertes Wochenende, finde ich.

 

Pfingsten 2018 – Segelausflug nach Hooksiel – Teil 2

Der nächste Morgen brach an. Ich machte mir eine ordentliche Kanne Kaffee und genoss die frühen Stunden. Zeit, das gestern Erlebte noch einmal gedanklich einzuordnen.

Die Fahrt bis Hooksiel war wegen fehlendem Wind relativ unspektakulär. Das Anlaufen des Hafens stellt aber schon gewisse Ansprüche an das Auge des Skippers. Vor der Hafeneinfahrt liegt die grüne Tonne H3. Diese muss nahebei passiert werden. Und dann sollte man sich an den Peilmarken in der Hafeneinfahrt orientieren. Diese werden aber gerne mal von einem davor liegenden Fischkutter verdeckt, quasi unsichtbar gemacht. Also muss man sich andere Landmarken suchen. Denn der Tidenstrom versetzt das Boot bei der Anfahrt zum Hafen schon ganz ordentlich, so dass man großzügig vorhalten muss, um nicht im Schlick zu landen. Das ließ sich aber ganz gut meistern.

Die zweite Herausforderung nach der Schleuse war dann der für mich noch unbekannte Dalbensteg. In Mollys Heimathafen, der Marina Cramer, liege ich an einem Fingersteg. Das Festmachen dort läuft inzwischen schon ganz gut. Bei einer Box mit Dalben gibt es halt ein paar für mich neue Dinge zu beachten.

In der Vorbereitung auf diesen Törn habe ich mir von Guido Dwersteg das Video „Einhand- und Manöver-Tipps mit Guido Dwersteg“ angesehen. Darin zeigt Guido sehr anschaulich, wie die wichtigsten Manöver im Hafen, aber auch draußen, einhand bewältigt werden können. Da war es mir auch die paar Penunsen wert, den kompletten Film von segelfilme.de herunter zu laden. Es lohnt sich in meinen Augen.

Wenn dann allerdings der Moment des Anlegens da ist, ist eben doch alles irgendwie anders. Da war es gut, dass kurz vor mir genau auf der Gegenseite meiner freien Box ein anders Boot festgemacht hatte, und der Skipper sofort Zeichen gab, dass er mir helfen wollte. Ich hatte mir schon in der Schleuse alle Leinen bereitgelegt, und war somit gut vorbereitet. Langsam drehte ich den Bug von Molly in die freie Box und warf dann zunächst die luvseitige Achterleine über den Dalben. Dann konnte ich bei vorwärts eingekuppeltem Motor Molly punktgenau bis vor den Steg in die Box einfahren lassen, wobei ich die Achterleine kontrolliert fierte. Der freundliche Skipper am Steg konnte dann die bereitgelegten Bugleinen vom Bugkorb nehmen und das Boot am Steg festmachen. Nun hatte ich allerdings im Eifer des Gefechts noch keine Heckleine über denn Lee-Dalben gelegt. Das galt es nun nachzuholen. Aber schon der erste Wurf passte. Man muss halt auch mal Glück haben. Molly war fest.

Pfingstsonntag stand dann ganz im Zeichen des „Landgangs“. In Hooksiel waren Heringstage, ein Fest, das sich über den historischen Hafen und die Geschäftsstraßen des kleinen Hafenortes erstreckte. Leider waren die Fischbrötchen dort alles andere als erstklassig. Ein Matjes, lieblos mit ein paar Zwiebelringen aber ohne Salat zwischen zwei Milchbrötchenhälften eingeklemmt, haute uns nicht vom Hocker. Da gingen wir lieber zum nächsten Italiener und ließen uns einen riesigen Eisbecher schmecken.

Dann ging es über einen kurzen nochmaligen Abstecher zum Alten Hafen wieder zurück zu unseren Booten. Am nächsten Morgen mussten wir wieder zeitig aufstehen, da wir die erste Schleusung um 9 Uhr erwischen mussten. Andernfalls wäre die Moby Dick mit ihren 1,60 Meter Tiefgang bei fallendem Wasser nicht mehr durch die Schleuse durchgekommen. Aber es funktionierte perfekt. Wir legten alle gemeinsam ab und fuhren dann in Richtung Schleuse. Bei solchen Fahrten vermisse ich oft einen Autopiloten, der es mir ermöglichen würde, eine gewisse Strecke das Steuer alleine zu lassen, um z. B. Festmacher vorzubereiten oder Segel klar zu machen. Aber das ist eines meiner nächsten Projekte.

Um 9.15 Uhr verließen wir die Schleuse und motorten aus dem Hafen. Wie beim Einlaufen war auch heute die Tonne H3 unser erster Anlaufpunkt. Danach fuhren wir weiter, an der Ölbrücke vorbei, quer über das Jade-Fahrwasser und dann gegen den Ebbstrom bis zur Einfahrt zur Kaiserbalje. Denn dort wollten wir ankern und das Kippen der Tiede abwarten. Alle, außer der Gitano, erledigten diese Fahrt unter Motor. Wir erreichten die Kaiserbalje um 10.45 Uhr und ließen unsere Anker in ausreichendem Abstand zueinander fallen. Auch dieses Manöver war für mich eine Premiere. Den Anker hatte ich noch am Vorabend an die Kette geschäkelt und an der Ankerrolle am Bug befestigt.

Ich spürte, wie der Anker in die Tiefe zog. Als der Anker am Grund angekommen war, ließ ich noch reichlich Leine und befestigte sie dann an der dafür vorgesehenen Klampe am Bug. Nun wartete ich noch eine Zeitlang und beobachtete Landmarken um festzustellen, ob der Anker hält. Als ich mir dessen sicher war, stoppte ich den Motor und eine wunderbare Stille breitete sich aus. Auch die anderen beiden Boote, Moby Dick und Sky, waren inzwischen fest vor Anker und hatten die Maschinen gestoppt.

Nun war Zeit. Zeit, den Ankerball zu hissen, Wind zu messen, Logbuch zu schreiben, etwas zu trinken, etwas zu essen, faul im Cockpit zu sitzen und die Umgebung zu beobachten. Dann kam auch die Gitano am Ankerplatz an. Gerd barg die Segel und fuhr sein Ankermanöver ebenfalls unter Motor. Jetzt fehlte ein Dingi, mit dem man die anderen Ankerlieger hätte besuchen können. Hinüberschwimmen war wegen des Tidenstroms zu gefährlich. Also blieb jeder dort, wo er war.

Bald merkten wir, wie die Boote sich scheinbar gegeneinander verschoben. Die Tiede begann zu kippen. Da wir alle nur einen Anker ausgebracht hatten, mussten wir nun aufpassen, ob er sich in der neuen Stromrichtung auch wieder ordentlich eingrub. Bei mir klappte das nicht ganz so gut, so dass ich der Gitano gefährlich nahekam. Also startete ich den Motor, holte den Anker teilweise ein und verholte Molly an eine etwas entferntere Stelle, wo ich den Anker erneut fallen ließ.

Bald danach war für uns die Zeit des Aufbruchs gekommen. Alle gingen wir Anker auf und hissten die Segel. Es begann der schöne Teil des Tages. Bei durchweg 4 bis 5 Windstärken hatten wir richtig Spaß. Wobei wir natürlich in Richtung Wilhelmshaven segelten. Dabei mussten wir wiederholt kreuzen, da der Wind uns bei SSO auf der Nase stand. Aber das schult, und die Wenden liefen mit jedem Mal besser.

Bald gesellte sich dann auch die Solveig, eine Ketsch, die ebenfalls in der Marina Cramer in WHV liegt, zu uns. Es wurden gegenseitig Fotos gemacht und hinterher ausgetauscht. Als dann der Schleusentermin näher kam, barg ich die Segel und lief unter Motor in den Vorhafen ein. Dort drehten schon einige Boote ihre Warterunden, bis die Schleusenkammer geöffnet wurde.

Der Rest war nun schon Routine: Festmachen, den anderen Booten helfen, den Schleusengang abwarten, losmachen und gemeinsam in Richtung Kaiser-Wilhelm-Brücke fahren, die pünktlich öffnete. Auch das Festmachen am heimatlichen Finger verlief dank der Hilfe meiner Nachbarlieger ohne Probleme.

Ein wirklich schönes und für mich spannendes Pfingstwochenende ging zu Ende. Was mir blieb, war Molly ordentlich fest zu machen, meine Sachen wieder von Bord ins Auto zu bringen und schließlich ohne Stau (!) nach Hause zu fahren.

Auf Wiedersehen, bis zum „Wochenende an der Jade“.