Der Mai ist ein toller Monat, gespickt mit Feiertagen, die Brückentage nach sich ziehen. Wenn dann noch ein paar Urlaubstage geschickt eingestreut werden, ergibt das eine gute Gelegenheit, auch für ein paar Tage an Mollies ToDo-Liste zu arbeiten. Dafür stand mir die Woche nach Pfingsten, sowie das lange Wochenende nach Fronleichnam zur Verfügung.
Zunächst machte mir jedoch ein kräftiges Sturmtief einen Strich durch die Rechnung, direkt nach Pfingsten schon nach Wilhelmshaven zu fahren. Wegen Starkwind bis Stärke 9 entschloss ich mich, erst am Donnerstag zu fahren.
Das Auto voll gepackt mit vielen neuen Ausrüstungsgegenständen machte ich mich auf den Weg. Das Wetter wurde dabei mit jedem gefahrenen Kilometer in Richtung Norden immer schlechter. In der Marina angekommen, machte ich mich sogleich daran, die Ausrüstung auf das Boot zu bringen. Da Molly jedoch ganz am Ende des Steges liegt, war das ein ewiges Hin und Her, immer wieder durch kräftige Regenschauer unterbrochen. Beim zweiten Weg zum Boot begrüßte mich im Hafenbecken unweit von Molly ein Seehund, der neugierig seinen Kopf aus dem Wasser streckte. Die Zeit reichte gerade für ein unscharfes Foto mit dem Hand, bevor er abtauchte und verschwand.
Schließlich war es aber dann doch geschafft, der Kofferraum im Auto war leer, und ich legte eine kleine Pause ein, in der ich überlegte, in welcher Reihenfolge ich meine Punkte abarbeiten wollte. Schließlich entschied ich mich dann doch für die spontane Variante. So schnappte ich mir zunächst den neuen Kompass und packte ihn aus. Der alte Kompass war rasch abgeschraubt und die elektrischen Verbindungen getrennt. Ich krimpte neue Verbinder an das Stromkabel und den neuen Kompass, verband beides und schraubte den Kompass wieder an seinen Platz auf der Steuersäule. Abends, als das Licht schwand, merkte ich, dass die Beleuchtung nicht funktionierte.
Mist! Für heute war Feierabend. Die Ausbesserung konnte ich erst wieder bei Licht in Angriff nehmen. So ging ich nun zunächst zum gemütlichen Teil über, nahm mir ein Handbuch und vertiefte mich darin.
Am nächsten Morgen schnappte ich mir also wieder den Schraubendreher und machte mich erneut ans Werk. Die gekrimpten Verbindungen schienen den Strom nicht durchzuleiten. Also abkneifen, und neu machen. Das Ergebnis konnte ich erneut erst wieder zuverlässig am Abend nach Sonnenuntergang überprüfen. Dieses Mal war aber alles in Ordnung. Die Kompassrose schimmerte im schönsten Rot.
Als nächstes kam das Ladegerät dran, dass ich für die Stromversorgung an Bord gekauft hatte. Andreas, ein befreundeter Elektriker, hatte mir entsprechende Kabel vorbereitet. Dabei war jedoch ein Kabelende mit dem falschen Schuh ausgestattet. Das Abkneifen war schnell erledigt, um dann aber zu merken, dass ich das am falschen Kabel getan hatte.
Wieder Mist! Nur gut, dass Christian, der Eigner der Moby Dick, die ebenfalls in der Marina liegt, an dem Tag auch vor Ort war. Er konnte mir mit einem Kabelschuh mit passendem Ringverbinder aushelfen, den ich an das abgekniffene Kabel quetschte. Nach einigem Hin und Her passte alles und das Ladegerät nahm seine Arbeit auf. Es läuft perfekt!
In der Zwischenzeit hatte ich mit dem Marina-Inhaber abgesprochen, dass sein Mechaniker Alexander die Decksverbindung meines Funkantennenkabels neu machen sollte. Der Stecker vom Mastkabel war abgesammelt, da mein Vorgänger in Ermangelung eines Funkzeugnisses kein Funkgerät an Bord hatte. Aber die Zeit verging und kam zum Ende, ohne dass die Verbindung gemacht wurde. So wurde ausgemacht, meinen nächsten Aufenthalt zu Fronleichnam dafür zu nutzen. Fürs erste ging es wieder nach Hause, da drei Tage Arbeit anstanden.
Mittwoch vor Fronleichnam packte ich direkt nach der Arbeit wieder meine „sieben Sachen“ und machte mich auf den Weg. Oben angekommen, meldete ich mich sogleich wieder beim Marina-Inhaber und er gab Alexander den Auftrag, sich um die Funkantenne zu kümmern.
Natürlich ging auch das nicht reibungslos über die Bühne. Beim Vorbereiten des Lötkolbens geriet das Mittelteil des vom Kabel gelösten Verbinders ins Rollen und plumpste ins rund neun Meter tiefe Hafenbecken. Da war es nur gut, das Alexander in seinem Lager noch ein passendes Teil fand und einbauen konnte. Dann war der Moment gekommen, das Funkgerät einzuschalten. Ein Test mit einem Handsprechfunkgerät brachte dann zu tage, dass alles perfekt funktionierte. Auch die AIS-Signale kamen herein und konnten auf dem Display des Funkgerätes angezeigt werden.
Irgendwie kann ich aber bei Molly keinen Punkt von der ToDo-Liste abarbeiten, ohne einen neuen aufzuschreiben. So kam es, dass beim Anlassen des Motors die Kraftstoffleitungen vom Tank zum Motor und wieder zurück anfingen, heftig zu tropfen. Rasch roch das ganze Schiff nach Diesel. So konnte ich also wieder nicht die noch verbleibende Zeit nutzen, und Ab- und Anlegemanöver zu üben. Der Motor blieb aus, damit es im Schiff nicht noch mehr nach Diesel roch. Mit dem Marina-Inhaber wurde vereinbart, dass er in den kommenden Wochen die Spritleitungen von Molly komplett austauscht, damit ich hoffentlich wieder ein dichtes Kraftstoffsystem habe und endlich mal ablegen kann.
Die restliche Zeit verbrachte ich damit, das Handbuch vom Funkgerät zu studieren und einige kleinere Punkte von der Liste zu erledigen. Eine Ballonfiesta, die in Sichtweite des Liegeplatzes stattfand, brachte ebenfalls Kurzweil. Abends besuchten wir dann auch das beeindruckende Ballonglühen, bei dem die Ballonhüllen im Dunkeln durch die Brenner hell erleuchtet werden. Dazu spielte passende Musik und verbreitete ein tolle Stimmung auf dem Platz.
Nun bin ich wieder zu Hause und hoffe, dass ich bald wieder ein freies Wochenende finde, an dem ich zur Molly fahren kann. Und ich hoffe natürlich auch, dass dann die leckenden Leitungen dicht sind und ich meine ersten Fahrten in Angriff nehmen kann.