Herbst-Krantermin 2021

Der Beitrag vom Herbst-Kranktermin steht direkt hinter dem des Frühjahr-Krantermin? Was ist denn hier los?

Nun, kurz gesagt, diese Saison fand ohne mich statt. Punkt.

Corona hin oder her, auch zu Hause und bei der Arbeit war so viel zu erledigen, dass viele Wochenenden alleine damit drauf gingen. Dann kam die eher nasse Witterung noch hinzu. Mitten in meinen Urlaub fiel die große Flutkatastrophe in Sauerland und Eifel. Hier war ich mit unserem DLRG-Katastrophenschutz-Zug im Einsatz. An Segeln war dabei nicht zu denken. Und so war mein Sommerurlaub vorbei, ohne dass ich auch nur einmal am Boot war. 

Und nun ist es Ende Oktober und Molly kommt aus dem Wasser. Hier mein Bericht der vergangenen letzten Tage:

Der Krantermin steht bevor

Am vergangenen Samstag ging Mollys Sommer mit einem Flug aufs Trockene vorbei. Der Herbst-Krantermin setzte einer für mich komplett verkorksten Saison ein Ende.

Schon am Donnerstag fuhr ich mit Hochdruckreiniger, Werkzeug und ein paar leeren Transportkisten zur Marina, um Molly klar für das Winterlager zu machen. Und es begann mit tollem, sonnigen Herbstwetter.

Besuch des Fischturms von Dangast

Es ist schon eine kleine Tradition, dass ich, wenn die Zeit es erlaubt, auf der Fahrt nach Wilhelmshaven einen Zwischenstopp in Dangast einlege, um am legendären Fischturm ein Fischbrötchen zu essen und den ersten Ausblick auf die Jade zu genießen.

Nach der kurzen Rast fuhr ich weiter zur Marina, wobei die Baustelle an der Bahnstrecke auch dieses Mal einen kleinen Umweg erforderlich machte. Diese Baustelle wird mich auf meinen Fahrten wohl auch noch etwas begleiten.

Ankunft in der Marina

Molly lag in der ihr eigenen Ruhe am Steg und schien zu fragen: „Na, geht´s endlich mal los?“ Um ehrlich zu sein, habe ich es in diesem Jahr kein einziges Mal aus dem Hafen heraus geschafft. Und auch dieses Mal war ich halt nicht gekommen, um zu segeln, sondern das Boot für das Winterlager vorzubereiten.

Die Zeit dafür ist knapp bemessen, es war bereits Nachmittag und so begann ich gleich mit den Arbeiten. Nachdem ich die Kajüten geöffnet und den Landstrom angeschlossen hatte, konnte Molly etwas durchlüften, während ich meine paar persönlichen Utensilien und die leeren Transportboxen an Bord brachte. Diese wurden dann auch als erstes mit Sachen gefüllt, die ich über den Winter besser nicht an Bord lassen möchte. Die gefüllten Kisten kamen gleich wieder ins Auto, damit sie nicht im Wege standen und vor allem, damit ich sie, wenn Molly an Land steht, nicht mühsam und unfallträchtig über die Leiter von Bord bringen muss.

Austausch des Kajütschotts

Bereits beim letzten Besuch brachte ich ein von Frank, einem befreundeten Tischler auf Maß gesägtes witterungsbeständiges Steckschott für die Hauptkajüte mit. Doch da es ein großes Brett war, konnte ich es bei abgesenktem Kajütdach nicht in die Schottführung stecken. So nahm ich es wieder mit nach Hause und sägte es einmal quer durch und brachte eine Plexiglas-Leiste am oberen Teil an, mit der die beiden Schottteile zusammengesteckt werden konnten. 

Nun kam der Moment der Wahrheit. Würde das neue Schott nun passen? Es war schnell probiert und von Erfolg gekrönt. Das neue Schott passt wie angegossen. Und mit Hilfe eines Schlosses kann ich die Kajüte auch abschließen. 

Das Haupt-Schott besteht, wie auch das der Achterkajüte, aus einer 12 mm starken CDF-Platte, die absolut verwitterungsfest ist, also ideal für die Zeit im Winterlager, aber auch, wenn ich Molly mal für länger alleine lassen muss. Die Teak-Schotts haben dann Pause und bleiben länger ansehnlich.

Reinigungsarbeiten an Deck

Als nächstes kam der Hochdruckreiniger zum Einsatz, um den Dreck von Bord zu spülen, der sich über die Zeit von den umliegenden Baustellen an Bord verirrt hatte. Mit gebührendem Abstand der Düse zum Deck ging das sehr gut von der Hand. Rasch glänzte das Deck wieder, wie ein 40 Jahre altes Deck halt glänzen kann. Dies war dann ein guter Zeitpunkt, die Arbeiten für heute zu beenden und den Abend einzuläuten. Morgen ist ja auch noch ein Tag.

Abschlagen der Segel

Der Freitag begann ebenfalls mit sonnigem Wetter, das auch den ganzen Tag andauern sollte. Nach den ersten Tassen Kaffee und ein paar Brotscheiben ging es wieder ans Werk. Als erstes stand das Abschlagen des Großsegels an. Die Genua hatte ich nicht angeschlagen, sondern im Segelsack unter Deck verstaut. Das Großsegel ist bei Molly in einer Größe, die man noch gut alleine händeln kann. Die Windrichtung stand optimal genau auf die Nase, und die Stärke war, wenn´s hoch kommt, gerade mal eine Windstärke. Also hoch mit dem Lappen, um ihn dann zunächst aus dem Baum auszufädeln und dann, mit losem Unterliek stufenweise wieder zu bergen. Die Latten kamen aus den Taschen und wurden gleich in der Achterkajüte verstaut. Das abgeschlagene Segel brachte ich dann von Bord und verpackte es an Land in seinen Sack. Danach hatte ich mir eine kurze Pause und eine weiteres Tasse Kaffee verdient.

Demontage des Maindrop-Systems

Als nächstes musste ich noch das Maindrop-System demontieren. So nennt man eine Vorrichtung am Großbaum, bestehend aus Lazy Bag (Segelpersenning) und Lazy Jacks (Führungsleinen), mittels derer das Großsegel beim Bergen automatisch auf den Baum fällt ohne viel Aufwand sauber in der Persenning verstaut werden kann.

Die Lazy Jacks, also die Führungsleinen, werden von der Persenning entfernt und seitlich am Mast fixiert, damit sie im Frühjahr wieder verwendet werden können. Anschließend werden die beiden Segellatten aus den Persenningseiten entfernt und zusammen mit den Latten des Großsegels verstaut. Nun lassen sich die beiden Persenningseiten, die zusammen den Lazy Bag ergeben, einfach aus ihren Kederschienen ziehen und gemeinsam mit den Segeln im Auto verstauen.

Damit waren die Hauptarbeiten, die noch im Wasser anfielen, erledigt. Nun hieß es warten, bis ich schließlich den Platz an Land zugewiesen bekam, an dem Molly über den Winter stehen soll. Dort baute ich den Lagerbock auf und richtete ihn mit der Wasserwaage aus. Geschafft! Der Kran kann kommen.

Der Kran kommt

Samstagmorgen, 6:00 Uhr, der Wecker klingelt und ich schäle mich aus dem Schlafsack. Den ersten Kaffee genieße ich bei einem wieder einmal tollen Sonnenaufgang hinter dem Hafenbecken. Nach und nach treffen die übrigen Bootseigner ein, die heute ebenfalls kranen wollen. Einzig der Kran lässt noch etwas auf sich warten. In der Zwischenzeit zieht sich der Himmel zu und es wird merklich kälter. Vorsorglich wechsle ich auf eine gefütterte regenfeste Arbeitsjacke, was im Nachhinein eine gute Entscheidung war.

Molly sollte als drittes Boot aus dem Wasser. Also startete ich den Motor und ließ ihn etwas warm laufen. Beim Ablegen merkte ich aber gleich, dass die Schraube, ein Faltpropeller, keine Wirkung erzielte. Muscheln und Seepocken hatten sich im Faltgetriebe angesiedelt und verhinderten das Auseinanderklappen durch die Fliehkraft. Molly musste geschleppt werden. Alex erledigte das dankenswerter Weise mit seinem kleinen Motorboot. Molly sollte nicht das letzte Boot sein, das heute an den Haken genommen werden musste.

Das große Unterwasserschiff-Schrubben beginnt

Als Molly dann am Kranhaken hing, konnte ich einen ersten Blick auf den Bewuchs werfen, der sich im Laufe des Sommers am Rumpf gebildet hatte. Ich hatte es mir schlimmer vorgestellt. Und so begann ich, nachdem Molly sicher in ihrem Lagerbock aufgestellt war, mit den Reinigungsarbeiten am Rumpf. Diese wurden allerdings immer wieder durch Hilfestellung bei den anderen Booten unterbrochen.

Inzwischen setzte Regen ein, der die Arbeiten nicht besonders angenehm gestaltete. Aber was soll´s, schließlich betreibt man ja einen Wassersport.

Nachdem das letzte Boot sicher an Land verbracht war, ließ Bert, der Marina-Inhaber, den Grill anheizen und es gab Bratwurst und Kartoffelsalat satt. Vielen Dank dafür!

Motorkonservierung

Weiter ging es mit Reinigungsarbeiten rund ums Unterwasserschiff und anschließend mit dem Konservieren des Farymann Einzylinders für Minusgrade. Dabei wird das Einkreis-Kühlsystem zunächst gut 20 Minuten mit Süßwasser gespült. Anschließend wird Kühlerfrostschutz über den Ansaugstutzen in den Kühlkreislauf gezogen, bis der erste eingefärbte Schwall aus dem Auspuff wieder heraus kommt. Dann wird der Motor abgestellt und ist für den Winter präpariert. Als letztes pumpte ich noch das Wasser aus der Toilette, um auch hier ein Einfrieren zu verhindern.

Abreise

Inzwischen wurde es dunkel und ich packte meine Sachen ins Auto. Bei dem kalten, regnerischen Wetter wollte ich nicht länger bleiben und trat den Heimweg an. Es wird aber nicht der letzte Besuch in diesem Jahr gewesen sein, ein paar Kleinigkeiten muss ich an einen anderen Wochenende noch zu Ende bringen. Aber das ist eine andere Geschichte.

Bilder vom Wochenende

Pfingsten 2018 – Segelausflug nach Hooksiel – Teil 2

Der nächste Morgen brach an. Ich machte mir eine ordentliche Kanne Kaffee und genoss die frühen Stunden. Zeit, das gestern Erlebte noch einmal gedanklich einzuordnen.

Die Fahrt bis Hooksiel war wegen fehlendem Wind relativ unspektakulär. Das Anlaufen des Hafens stellt aber schon gewisse Ansprüche an das Auge des Skippers. Vor der Hafeneinfahrt liegt die grüne Tonne H3. Diese muss nahebei passiert werden. Und dann sollte man sich an den Peilmarken in der Hafeneinfahrt orientieren. Diese werden aber gerne mal von einem davor liegenden Fischkutter verdeckt, quasi unsichtbar gemacht. Also muss man sich andere Landmarken suchen. Denn der Tidenstrom versetzt das Boot bei der Anfahrt zum Hafen schon ganz ordentlich, so dass man großzügig vorhalten muss, um nicht im Schlick zu landen. Das ließ sich aber ganz gut meistern.

Die zweite Herausforderung nach der Schleuse war dann der für mich noch unbekannte Dalbensteg. In Mollys Heimathafen, der Marina Cramer, liege ich an einem Fingersteg. Das Festmachen dort läuft inzwischen schon ganz gut. Bei einer Box mit Dalben gibt es halt ein paar für mich neue Dinge zu beachten.

In der Vorbereitung auf diesen Törn habe ich mir von Guido Dwersteg das Video „Einhand- und Manöver-Tipps mit Guido Dwersteg“ angesehen. Darin zeigt Guido sehr anschaulich, wie die wichtigsten Manöver im Hafen, aber auch draußen, einhand bewältigt werden können. Da war es mir auch die paar Penunsen wert, den kompletten Film von segelfilme.de herunter zu laden. Es lohnt sich in meinen Augen.

Wenn dann allerdings der Moment des Anlegens da ist, ist eben doch alles irgendwie anders. Da war es gut, dass kurz vor mir genau auf der Gegenseite meiner freien Box ein anders Boot festgemacht hatte, und der Skipper sofort Zeichen gab, dass er mir helfen wollte. Ich hatte mir schon in der Schleuse alle Leinen bereitgelegt, und war somit gut vorbereitet. Langsam drehte ich den Bug von Molly in die freie Box und warf dann zunächst die luvseitige Achterleine über den Dalben. Dann konnte ich bei vorwärts eingekuppeltem Motor Molly punktgenau bis vor den Steg in die Box einfahren lassen, wobei ich die Achterleine kontrolliert fierte. Der freundliche Skipper am Steg konnte dann die bereitgelegten Bugleinen vom Bugkorb nehmen und das Boot am Steg festmachen. Nun hatte ich allerdings im Eifer des Gefechts noch keine Heckleine über denn Lee-Dalben gelegt. Das galt es nun nachzuholen. Aber schon der erste Wurf passte. Man muss halt auch mal Glück haben. Molly war fest.

Pfingstsonntag stand dann ganz im Zeichen des „Landgangs“. In Hooksiel waren Heringstage, ein Fest, das sich über den historischen Hafen und die Geschäftsstraßen des kleinen Hafenortes erstreckte. Leider waren die Fischbrötchen dort alles andere als erstklassig. Ein Matjes, lieblos mit ein paar Zwiebelringen aber ohne Salat zwischen zwei Milchbrötchenhälften eingeklemmt, haute uns nicht vom Hocker. Da gingen wir lieber zum nächsten Italiener und ließen uns einen riesigen Eisbecher schmecken.

Dann ging es über einen kurzen nochmaligen Abstecher zum Alten Hafen wieder zurück zu unseren Booten. Am nächsten Morgen mussten wir wieder zeitig aufstehen, da wir die erste Schleusung um 9 Uhr erwischen mussten. Andernfalls wäre die Moby Dick mit ihren 1,60 Meter Tiefgang bei fallendem Wasser nicht mehr durch die Schleuse durchgekommen. Aber es funktionierte perfekt. Wir legten alle gemeinsam ab und fuhren dann in Richtung Schleuse. Bei solchen Fahrten vermisse ich oft einen Autopiloten, der es mir ermöglichen würde, eine gewisse Strecke das Steuer alleine zu lassen, um z. B. Festmacher vorzubereiten oder Segel klar zu machen. Aber das ist eines meiner nächsten Projekte.

Um 9.15 Uhr verließen wir die Schleuse und motorten aus dem Hafen. Wie beim Einlaufen war auch heute die Tonne H3 unser erster Anlaufpunkt. Danach fuhren wir weiter, an der Ölbrücke vorbei, quer über das Jade-Fahrwasser und dann gegen den Ebbstrom bis zur Einfahrt zur Kaiserbalje. Denn dort wollten wir ankern und das Kippen der Tiede abwarten. Alle, außer der Gitano, erledigten diese Fahrt unter Motor. Wir erreichten die Kaiserbalje um 10.45 Uhr und ließen unsere Anker in ausreichendem Abstand zueinander fallen. Auch dieses Manöver war für mich eine Premiere. Den Anker hatte ich noch am Vorabend an die Kette geschäkelt und an der Ankerrolle am Bug befestigt.

Ich spürte, wie der Anker in die Tiefe zog. Als der Anker am Grund angekommen war, ließ ich noch reichlich Leine und befestigte sie dann an der dafür vorgesehenen Klampe am Bug. Nun wartete ich noch eine Zeitlang und beobachtete Landmarken um festzustellen, ob der Anker hält. Als ich mir dessen sicher war, stoppte ich den Motor und eine wunderbare Stille breitete sich aus. Auch die anderen beiden Boote, Moby Dick und Sky, waren inzwischen fest vor Anker und hatten die Maschinen gestoppt.

Nun war Zeit. Zeit, den Ankerball zu hissen, Wind zu messen, Logbuch zu schreiben, etwas zu trinken, etwas zu essen, faul im Cockpit zu sitzen und die Umgebung zu beobachten. Dann kam auch die Gitano am Ankerplatz an. Gerd barg die Segel und fuhr sein Ankermanöver ebenfalls unter Motor. Jetzt fehlte ein Dingi, mit dem man die anderen Ankerlieger hätte besuchen können. Hinüberschwimmen war wegen des Tidenstroms zu gefährlich. Also blieb jeder dort, wo er war.

Bald merkten wir, wie die Boote sich scheinbar gegeneinander verschoben. Die Tiede begann zu kippen. Da wir alle nur einen Anker ausgebracht hatten, mussten wir nun aufpassen, ob er sich in der neuen Stromrichtung auch wieder ordentlich eingrub. Bei mir klappte das nicht ganz so gut, so dass ich der Gitano gefährlich nahekam. Also startete ich den Motor, holte den Anker teilweise ein und verholte Molly an eine etwas entferntere Stelle, wo ich den Anker erneut fallen ließ.

Bald danach war für uns die Zeit des Aufbruchs gekommen. Alle gingen wir Anker auf und hissten die Segel. Es begann der schöne Teil des Tages. Bei durchweg 4 bis 5 Windstärken hatten wir richtig Spaß. Wobei wir natürlich in Richtung Wilhelmshaven segelten. Dabei mussten wir wiederholt kreuzen, da der Wind uns bei SSO auf der Nase stand. Aber das schult, und die Wenden liefen mit jedem Mal besser.

Bald gesellte sich dann auch die Solveig, eine Ketsch, die ebenfalls in der Marina Cramer in WHV liegt, zu uns. Es wurden gegenseitig Fotos gemacht und hinterher ausgetauscht. Als dann der Schleusentermin näher kam, barg ich die Segel und lief unter Motor in den Vorhafen ein. Dort drehten schon einige Boote ihre Warterunden, bis die Schleusenkammer geöffnet wurde.

Der Rest war nun schon Routine: Festmachen, den anderen Booten helfen, den Schleusengang abwarten, losmachen und gemeinsam in Richtung Kaiser-Wilhelm-Brücke fahren, die pünktlich öffnete. Auch das Festmachen am heimatlichen Finger verlief dank der Hilfe meiner Nachbarlieger ohne Probleme.

Ein wirklich schönes und für mich spannendes Pfingstwochenende ging zu Ende. Was mir blieb, war Molly ordentlich fest zu machen, meine Sachen wieder von Bord ins Auto zu bringen und schließlich ohne Stau (!) nach Hause zu fahren.

Auf Wiedersehen, bis zum „Wochenende an der Jade“.

 

Waschen, Polieren, Versiegeln – Zweiter Teil!

Das Projekt „Bootspflege“ ging direkt nach Ostern in die zweite und abschließende Runde, denn am Samstag nach Ostern war der Kran bestellt. Molly sollte zurück in ihr Element.

Mit einer starken Erkältung gesundheitlich angeschlagen, fuhr ich am Dienstagvormittag wieder nach Wilhelmshaven und begann sogleich mit der Fortsetzung der Reinigung des Gelcoats. Dies machte ich mit der Poliermaschine und einem Schwammpad mit Mikrofaserüberzug, das ich immer wieder mit etwas Super-GFK-Reiniger von Yachticon tränkte. Mit niedriger Geschwindigkeit führte ich die Maschine in überlappenden Bahnen mehrfach über den Rumpf und spülte anschließend alles mit Waschbürste und Klarwasser aus dem Schlauch gründlich ab. Grünbelag und auch die ein oder andere Vergilbung war damit bereits erfolgreich entfernt.

Das Wetter spielte mit, es war zwar zunächst nicht warm, aber durchweg trocken, so dass der Rumpf auch bald abgetrocknet war. Nun begann ich mit der eigentlichen Politur, wie vorgeschrieben, von Grob nach Fein. Zuerst kam also das D30-Pad auf die Maschine und es ging langsam aber stetig vom Bug zum Heck. Vor dem Wechsel auf das nächstfeinere Pad muss der behandelte Rumpf einmal mit einem trockenen Mikrofasertuch von losem Staub befreit werden. Da dies nicht so anstrengend ist, wie die Arbeit mit der Poliermaschine, machte ich dies immer im Wechsel. Eine Seite Polieren, dann reinigen, dann die nächste Seite Polieren, und so weiter. 

Diese wechselseitige Bearbeitung funktionierte perfekt. Ich konnte ohne Pause durcharbeiten. Da die Poliermaschine aber mit 2,6 kg auf Dauer nicht gerade leicht ist, wurden irgendwann die Arme schwer und kurze Pausen mussten dann doch sein. So brauchte ich schließlich für den gesamten Vorgang, vier Durchgänge mit vier unterschiedlichen Pads, sowie der abschließenden Versiegelung mit Polymer Sealant von Peter Wrede gut drei ganze Tage.

Dabei konnte ich nach jedem trockenen Reinigen des Rumpfes mit dem Mikrofasertuch deutliche Fortschritte in der Verbesserung der Oberfläche erkennen. Der Rumpf fühlte sich nach dem letzten Durchgang mit dem D3-Pad extrem glatt an. Die durch die Verwitterungen vorher zu fühlenden rauen Unebenheiten waren komplett verschwunden. Allerdings blieben gerade in der Nähe des Wasserpasses bei genauerem Hinsehen noch sichtbare Vergilbungen, doch die waren im Vergleich zu vorher deutlich abgemildert und ich persönlich kann damit leben, im kommenden Herbst, wenn Molly wieder aus dem Wasser kommt, hier noch einmal Hand und Polierpad anzulegen.

Nun wird manch einer sagen: „Was für ein Aufwand! Mit herkömmlicher Politur gehe ich einmal herum, wachse anschließend und lege mich dann in die Sonne.“ Und zunächst einmal muss ich ihm Recht geben. Der schnell sichtbare Erfolg gehört der herkömmlichen Politur. Es gibt jedoch ein „aber“:

Die Diamantpolitur arbeitet rein mechanisch, ohne Chemie. Jedes Pad hat eine definierte, immer gleich bleibende Korngröße und einen dadurch definierten Abrieb. Dieser Abrieb ist lt. Hersteller selbst bei dem schon relativ scharfen D30-Pad nur ein Bruchteil von dem Abrieb, den einer herkömmliche Politur mit selbstteilender Körnung erzeugt. Der Abtrag bewegt sich im Bereich weniger µ.

 

Ein weiterer, nicht zu verachtender Vorteil ist die Möglichkeit der Verarbeitung bei Frost oder auch direkter Sonnenbestrahlung der zu polieren Fläche, was bei Politurpasten die Gefahr des Einbrennens erzeugt. Nicht akkurat entfernte Politurreste setzen sich auf der Oberfläche fest und fördern das erneute Vergilben. Diese Gefahr soll bei der Diamantpolitur nahezu wegfallen. Bestenfalls muss der Rumpf während der Saison ein oder zweimal gewaschen, und im Herbst und im folgenden Frühjahr nur erneut versiegelt werden. Dieses selber zu beurteilen ist mir natürlich derzeit noch nicht möglich, hier muss ich meine eigenen Erfahrungen in den nächsten Monaten machen. Bis dahin ist Molly nun wieder in ihrem Element und glänzt mit den anderen Booten um die Wette.

Mein Fazit bis hier: Die Politur mit Diamantpads ist zunächst abhängig vom Anfangszustand der zu bearbeitenden Fläche bestimmt arbeitsintensiver als die herkömmliche. Hier sollte man sich im Zweifel eine fachkundige Beurteilung und Beratung durch einen Fachmann in Fragen der richtigen Pad-Auswahl einholen. Die Diamantpolitur ist rein mechanisch und durch die Abwesenheit von Chemieaufträgen auf dem Bootsrumpf langfristig oberflächenschonender. Auch der Umweltgedanke sollte nicht außer Acht gelassen werden. 

Die Aussicht, nach abgeschlossener Grundbehandlung deutlich weniger Aufwand betreiben zu müssen, bestenfalls für ein oder zwei Jahre nur noch waschen und neu versiegeln zu müssen, klingt für mich sehr verlockend. Ich bin überzeugt von dem von mir als absoluten Beginner erzielten Ergebnis (Profis werden bestimmt bessere Ergebnisse erzielen), und davon, den richtigen Weg beschritten zu haben.

Für alle, die sich näher informieren wollen:

Hier geht es zur Homepage des Herstellers der Diamantpads.

Ein Nachtrag:

Den ursprünglichen Text habe ich inzwischen in einem Punkt geändert: Ich hatte den Rumpf zwischen den einzelnen Politurgängen mit klarem Wasser abgespült, weil ich besonders gründlich sein wollte. Der Hersteller der Polierpads wies mich jedoch darauf hin, dass die trockene Reinigung mit einem weichen Mikrofasertuch besser wäre. Nasse Reinigung zwischen den Poliergängen könnte auf Dauer eher negative Auswirkungen auf die Rumpfoberfläche haben. Dies werde ich zu Beginn der Saison 2019, die nun immer näher rückt, auf jeden Fall berücksichtigen. Den Text meiner beiden Bereichte habe ich entsprechend abgeändert.

 

Endlich mal fahren

Am vergangenen Wochenende war ich erneut zur Molly gefahren. Der Windfinder sagte nichts gutes voraus. Wind um 7 bis 9 ist nicht gerade die Windstärke, bei der man sich mit seinem neuen Schiff anfreunden will. Da bleiben die Leinen fest und die Zeit wird mit Basteln und Müßiggang verbracht. So war meine Erwartungshaltung

Dann kam aber doch alles ganz anders. Zwar begann mein Wochenende bei strömendem Regen, wie nebenstehendes Foto zeigt, und stand durch den lang anhaltenden starken Nord-West auch noch eine hohe Welle in der Jade. So war an ein Auslaufen, für mich jedenfalls, nicht zu denken. Aber im Großen Hafen waren moderate Windverhältnisse. Von stürmisch kein Spur. Da aber Jade-Traffic über Funk stündlich eine Windwarnung brachte, war weiter Vorsicht angesagt.

Den Samstag verbrachte ich zunächst damit, die alte, brüchig gewordene Spüle aus der Pantry gegen eine neue Spüle zu tauschen. Diese hatte ich bereits zu Hause passend gesägt und mit Bohrlöchern für die Verschraubung versehen. Nun musste ich sie nur noch von unten gegen die Tischplatte schrauben, so dass sie korrekt in der Öffnung nach oben zentriert war. Das gestaltete sich recht kniffelig, da der Platz im Unterschrank für meinen Kopf und den Schraubendreher nicht gerade üppig bemessen war. Aber nach etlichem Fluchen, einem verrenkten Hals und ein paar blauen Flecken saß die Spüle fest an Ort und Stelle. nun musste sie nur noch mit transparentem Dichtungskleber am Holz abgedichtet werden. Das war dann auch rasch erledigt, und so konnte ich die Trocknungszeit zu einem Ausflug in die Wilhelmshavener Innenstadt nutzen, den ich zusammen mit Christian und seiner Familie unternahm.

Dort war an diesem Wochenende wieder das StreetArt Festival. Hier kommen Straßenmaler aus aller Herren Länder zusammen und malen um die Wette. Dabei entstehen beeindruckende, aber vergängliche Kunstwerke, die z. T. dreidimensional angelegt sind und von einem bestimmten Punkt aus betrachtet verblüffend räumlich wirken. Da scheinen Figuren, die auf das Pflaster der Straße gemalt wurden, auf dieser zu stehen und sogar einen Schatten zu werfen. Der Klingone Spok würde die Augenbraue hoch ziehen und „Faszinierend!“ ausrufen.

Zurück in Richtung Marina kamen wir bei dem zweiten Groß-Event des Tages vorbei, dem Wilhelmshavener Bierfest am Pumpwerk. Auch hier konnte man große Augen machen ob der Vielfalt des Angebotes. Die Verlockung war groß, alles zu probieren. Aber glücklicher Weise waren die Preise doch so angelegt, dass eine Massenverkostung eher nicht in Frage kam. So blieb es bei einem perfekt gekühlten dunklen Hefeweizen aus einer bekannten Bayerischen Klosterbrauerei.

Der nächste Morgen begrüßte mich beim Blick aus der Kajüte mit einem wunderschönen Regenbogen bei fast blauem Himmel. Der Wind war zunächst komplett weg, kam dann im Laufe des Morgens jedoch wieder. Es blieb bei einer gemäßigten 3 bis 4 im Hafen. Perfekt, um endlich mal die Leinen los zu werfen und ein paar Runden durch den Großen Hafen zu drehen. Dabei nahm ich meine Kamera mit, um auch gleich ein paar Fotos von der am Bontekai liegenden Mircea zu machen. Die Drei-Mast-Bark ist ein Schwesterschiff des deutschen Segelschulschiffs der Marine, Gorch Fock, die derzeit runderneuert wird.

Der Diesel lief wie ein Uhrwerk. Vorwärts, rückwärts, Leerlauf, Drehen auf engem Raum, all das konnte ich nun endlich mal ein wenig ausprobieren. Dabei merkte ich rasch, dass Molly doch sehr windanfällig ist, sobald sie keine Fahrt durchs Wasser macht. Da werde ich noch einige Übungsfahrten brauchen, um sie richtig einschätzen zu können.

Nach gut einer Stunde Fahrt stiegt Christian bei einer Vorbeifahrt am Steg zu, und wir rollten die Fock aus und stellten den Motor ab. Molly brauchte nicht lange, um nur unter Vorsegel auf gut drei Knoten zu beschleunigen. In einem Windkorridor, der vom Banter See herüber wehte, wurde es auch noch leicht schneller, so dass das Wenden gut funktionierte. Allerdings hatten wir auch so manchen Fehlversuch, bei dem der Schwung nicht ausreichte, durch den Wind zu kommen. Also neuer Anlauf und noch mal. Dieses Mal klappte es. Die fehlende Fahrt durchs Wasser lies dann jedoch das Ruder wirkungslos werden, so dass Molly durch das Vorsegel getrieben weit abfiel. Erst, als das Schiff wieder Fahrt durchs Wasser machte, setzte die Ruderwirkung ein und wir konnten wieder anluven.

Fazit: Es macht unheimlich viel Spaß, die Molly zu segeln. Und wenn beim nächsten Mal das Großsegel dazu kommt, klappte es bestimmt auch mit den Manövern besser. Der Anfang ist jedenfalls gemacht, und ich freue mich auf die nächsten Fahrten im Hafen, oder vielleicht demnächst auch davor auf der Jade!

Ein neuer Kompass für Molly

Kompass mit Milchglaskugel – kein schöner Anblick, und nutzlos zugleich.

Bei Übernahme der Molly hatte ich mir bereits einen neuen Kompass auf die Einkaufsliste gesetzt. Einige Stegnachbarn meinten zwar, das brauche man doch in Zeiten von GPS nicht mehr, doch ich bin hier grundlegend anderer Meinung.

Ein Kompass gehört in meinen Augen unbedingt auf ein Boot. Und zwar einer, der von Strom und Satelitenempfang unabhängig funktioniert, wenn man mal von der nächtlichen Beleuchtung absieht. Damit will ich die elektronische Navigation nicht generell verdammen. Aber eine sichere Alternative bei Ausfall der modernen Technik sollte immer mit an Bord sein. Molly hat mit ihrer Radsteuerung den idealen Platz für einen Kompass auf dem Top der Steuersäule. Aber, wie auf dem Bild oben zu sehen, hatte dieser sich im Laufe der Jahre, vermutlich durch Sonneneinstrahlung, unsichtbar gemacht. Dem Vorbesitzer machte das offenbar nichts aus. Mich aber störte schon alleine der Anblick dieser kaputten Glaskugel.

Der neue Kompass wartet noch auf den Einbau

Zunächst schaute ich bei den einschlägigen Versandhäusern nach einem passenden Modell. Allerdings konnte mir niemand versichern, dass das in Betracht kommende Teil auch wirklich auf die Steuersäule passt. Bis ich beim D-Marina-Team in Oldenburg i.H. fündig wurde. Dort gibt es tatsächlich noch eine lange Ersatzteilliste für jeden einst bei Dehler gebauten Bootstyp, und damit auch für meine Molly. Das gute Stück war preislich nicht gerade ein Schnapper, aber auf einem Klassiker, wie die Delanta in meinen Augen einer ist, sollte schon alles irgendwie passen. Und dabei spielt die Optik eine nicht unerhebliche Rolle. Ich freue mich jedenfalls schon auf den Moment, wo ich die letzte Schraube fest ziehe und der Kompass auf Molly seine Arbeit aufnehmen kann.

Übernahme der „Molly“ vom Vorbesitzer

Ungeduldig wartete ich seit dem Kauf der Molly auf die tatsächliche Übergabe des Schiffs. Am Wochenende vom 29.04.2017 auf den 01.05.2017 war es endlich soweit. Samstag packte ich Werkzeug, Segelsachen und etwas zu essen ins Auto und fuhr nach Wilhelmshaven. Dort angekommen rief ich Andreas, den Vorbesitzer an und verabredete mich zur Übergabe. Molly war bereits am Freitag ins Wasser gekommen und lag wartend am Steg des HSYC Wilhelmshaven. Gemeinsam mit Andreas und seiner Frau Anja holte ich den Mast aus dem Mastlager um ihn mit dem Hochdruckreiniger vom Schmutz des Winters zu befreien. Die eine Seite des Mastes durch Andreas, die andere Seite durch mich.

Molly, noch ohne Mast, wartet auf mich

Dann kamen noch weitere Clubmitglieder des HSYC hinzu und wir hoben den Mast aufs Schiff. Danach kam der Moment, wo ich das erste Mal den Diesel von Molly starten durfte. Nach ein paar wenigen Umdrehungen hatte der Starter seinen Dienst getan und der Motor lief. Nach kurzer Warmlaufphase legte Andreas vom Steg ab und übergab mir anschließend das Ruder. Nun ging es durch den Binnenhafen hinüber zum Yachtclub Wilhelmshaven, der einen eigenen Mastkran besitzt.

Gemeinsam mit Andreas und weiteren helfenden Händen wurde nun der Mast gestellt und die Takelage befestigt. Dabei verhakte sich, während der Mast angekoben wurde, ein Wantenspanner unter der Bugklampe und verbog sich. Glücklicherweise hatte Andreas noch einen Spanner, dessen intaktes Unterteil wir gegen das verbogene tauschen konnten.

Aufgeriggt liegt Molly am Steg der Marina Cramer.

Als der Mast sicher stand, legten wir vom Steg des YCW ab und fuhren keine 50 Meter weiter zum Steg der Marina Cramer, wo ich einen Liegeplatz gemietet habe. Dort erledigte Andreas nach dem Festmachen letzte Arbeiten und zeigte mir dadurch noch den ein oder anderen Kniff im Umgang mit meiner Delanta.

Dann verabschiedete er sich und ich war alleine mit meinem neuen Schiff. Ein unglaublich gutes Gefühl überkam mich. Allerdings war mir auch klar, das dies der Anfang von viel Arbeit sein würde. Und so begann ich damit, das Schiff von vorne bis hinten zu inspizieren und mir alles zu notieren und zu fotografieren, was mir auffiel, was erneuert werden muss.

Die wohnliche Hauptkajüte bei abendlicher Beleuchtung.

Gerade noch rechtzeitig fiel mir dabei auf, dass das Stromkabel, welches Andreas zunächst an Bord gelassen hatte, zu kurz war, um damit die Batterien in der Achterkajüte zu laden. Rasch setzte ich mich ins Auto und fuhr zu einem Baumarkt. Dort kaufte ich um fünf Minuten vor Feierabend ein 20 Meter langes Stromkabel mit Schuko-Anschlüssen sowie einen Eurostecker-Adapter. Erleichtert schloss ich das Kabel am Stromkasten an und wunderte mich, dass an Bord kein Strom ankam. Das kann doch nicht wahr sein, dachte ich und machte mich auf die Suche.

Einige Zeit später traf ich meinen Stegnachbarn Siegfried, der eine Motoryacht fährt. Er sagte mir, dass, sobald mein Kabel im Verteiler eingesteckt ist, der Schutzschalter auslöst. Wir testeten hin und her und kamen schließlich zu der Erkenntnis, dass der Eurostecker-Adapter defekt sein musste. Gut, dass Andreas auch einen solchen Adapter mit an Bord gelassen hatte. So konnte ich das restliche Wochenende wenigstens bei Licht auf dem Schiff wohnen und meine Kühlbox konnte ebenfalls ihrer Aufgabe nachkommen und die mitgebrachten Lebensmittel kühlen.

Der Kartenplotter zeigt passend meine Position im Hafenbecken.

Als die beiden Batterien ebenfalls voll geladen waren, nahm ich mir den Kartenplotter vor, den ich zusammen mit dem Schiff erstanden hatte, ein AdvanSea T.56. Ich schloss ihn an den Bordstrom an und startete ihn. Kurz darauf sah ich mich auf dem Display im Becken des Binnenhafens liegen. Das Kartenmaterial im C-Map MAX Format stammt aus dem Jahr 2012 und landete daher auch sofort auf meiner Einkaufsliste.

Meine Hoffnung, mit Molly noch an diesem Wochenende ein paar An- und Ablegeübungen zu fahren, wurden vom starken Wind, der zunächst aus NO, später dann genau aus der entgegengesetzten Richtung in Stäre 5 bis 7 kam, im wahrsten Sinne des Wortes „verweht“. So blieb Molly am Steg und ich kämpfte mich weiter durch die Technik.

Das automatische Ladegerät zum gleichzeitigen Laden beider Bordbatterien lieferte keinen Ladestrom. Das hatte mir Andreas schon bei den Kaufgesprächen gesagt. Ich baute es aus und zeigte es Alexander, dem Schiffsmechaniker der Marina. Nach kurzem Messen stand fest, das Ding war kaputt und so hatte ich auch ein neues Ladegerät auf der Einkaufsliste stehen.Die beiden Nächte schlief ich abwechselnd einmal in der Hauptkajüte, wo zunächst der Rundtisch herabgelassen werden muss und einmal in einer der Kojen in der Heckkajüte. Letztere war eindeutig die lautere und unbequemere, so dass ich vermutlich die weiteren Nächte eher den Umbau der Hauptkajüte in Kauf nehme, dafür aber deutlich besser liegen kann.

Bei aller Arbeit, die ich an den Tagen hatte, konnte ich aber auch die Füße hochlegen und einfach mal das kalte und windige, aber dennoch sonnige Wetter genießen. Und so ging die Zeit an Bord schnell aber gut genutzt zu Ende. Bevor ich mich jedoch auf den Weg in Richtung Autobahn machte, schaute ich noch kurz am Bontekai vorbei, wo dir „Mir“, ein russischer Dreimaster festgemacht hatte.

Das russische Vollschiff „Mir“ am Bontekai.

Dieses imposante Schiff war mir schon das ganze Wochenende aufgefallen. Ich erfuhr von Hartwig, einem Stegnachbarn, dass die „Mir“ und Wilhelmshaven eine Patenschaft verbindet und sie daher öfters zu Besuch kommt.

Und so ging mit einem maritimen Gruß aus Russland mein erstes Wochenende an Bord meiner ersten eigenen Yacht, meiner Molly, zu Ende. Ich habe eine lange Liste mit nach Hause genommen, die ich nun so gut es geht abarbeiten muss. Der nächste Besuch an Bord wird leider erst in der Woche nach Pfingsten möglich sein. Ich kann es kaum erwarten!

 

Der Beginn

Es ist heute der 01. April 2017. Und dies ist kein April-Scherz!

Nein, vielmehr ist dies der Beginn meines Blogs über Molly, meine erste eigene Segelyacht. Fassen kann ich es eigentlich immer noch nicht. Gerade habe ich das Geld für Molly überwiesen. Ihre Kiellegung war bereits vor 38 Jahren. Aber ab heute bin ich nun ihr neuer Bootseigner. Ein Kindheitstraum wird wahr. Denn bereits als Jugendlicher fand ich diesen Bootstyp toll. Doch es brauchte noch viele Jahre, bis die Rahmenbedingungen passten und ich ein gutes Angebot fand.

Sie heißt Molly. Den Schiffsnamen habe ich übernommen. Er gefällt mir, und abgesehen davon sollte man ein Schiff nicht umbenennen. Schließlich gibt es da ja die tollsten Geschichten…

Molly ist eine Delanta 80, ein GFK-Klassiker der 1970er Jahre. Gebaut wurde Molly 1979 von der Dehler-Werft von Willi und Heinz Dehler in Meschede-Feienohl. Anfangs ist sie, den Original-Unterlagen nach zu urteilen, in Holland gesegelt, bevor sie nach Deutschland, und irgendwann an den Vorbesitzer Andreas verkauft wurde.

Hier die wichtigsten Maße in der Übersicht:

Länge ü.a.:              8,00 m
Länge WL:              6,10 m
Breite:                      2,48 m
Tiefgang:                 1,25 m
Durchfahrthöhe:   12 m
Gewicht:                  2,4 t

Funkrufzeichen der Molly:

Schiffsname:        Molly
Rufzeichen:          DG9456
MMSI:                   211762010
ATIS-Kennung:   9211079456

Molly hat vier Schlafplätze, davon zwei in einer separaten Achterkajüte. Sollte einmal kein Wind wehen, oder aus anderen Gründen die Segel nicht gesetzt sein, sorgt ein 8-PS-1-Zylinder-Dieselmotor von Farymann für den nötigen Vortrieb.

Die Delanta 80 verfügt über eine Haupt- und eine Achterkajüte, dazwischen das Cockpit mit einer Radsteueranlage. Alle Fallen und Schoten sind ins Cockpit gelenkt, wodurch das Boot auch sehr gut einhand gefahren werden kann.

Die Hauptkajüte verfügt über eine Pantry an Backbord, einen Bad- und Toilettenschrank mit einem Schapp für Wetterkleidung an Steuerbord, sowie ein gemütliches Rundsofa mit einem höhenverstellbaren Tisch an der Maststütze. Das Sofa lässt sich mit wenigen Handgriffen in eine geräumige Doppelkoje verwandeln.

In der Achterkajüte mit sparatem Eingang befinden sich zwei weitere Kojen, sowie verschließbare Ablagefächer. Von dort gibt es seitlichen Zugang zum Motorraum und zu weiteren technischen Gerätschaften, wie die Batterien und das Ladegerät.

Die Delanta galt seiner Zeit als schnellste Serienyacht ihrer Klasse. Ich bin schon sehr gespannt auf die ersten kleineren Törns auf der Jade. Bis dahin wird noch gut ein Monat vergehen, da erst Ende April der Krantermin steht. Bis dahin steht sie in Wilhelmshaven an Land und wird noch poliert und das Unterwasserschiff mit Antifouling gestrichen. Diese Arbeiten übernimmt noch der sehr nette Verkäufer. Sobald sie im Wasser ist, wollen wir gemeinsam den Mast stellen und die Segel anschlagen. Und dann gibt es die Jungfernfahrt – zumindest für mich mit der Molly.