Pfingsten 2018 – Segelausflug nach Hooksiel – Teil 2

Der nächste Morgen brach an. Ich machte mir eine ordentliche Kanne Kaffee und genoss die frühen Stunden. Zeit, das gestern Erlebte noch einmal gedanklich einzuordnen.

Die Fahrt bis Hooksiel war wegen fehlendem Wind relativ unspektakulär. Das Anlaufen des Hafens stellt aber schon gewisse Ansprüche an das Auge des Skippers. Vor der Hafeneinfahrt liegt die grüne Tonne H3. Diese muss nahebei passiert werden. Und dann sollte man sich an den Peilmarken in der Hafeneinfahrt orientieren. Diese werden aber gerne mal von einem davor liegenden Fischkutter verdeckt, quasi unsichtbar gemacht. Also muss man sich andere Landmarken suchen. Denn der Tidenstrom versetzt das Boot bei der Anfahrt zum Hafen schon ganz ordentlich, so dass man großzügig vorhalten muss, um nicht im Schlick zu landen. Das ließ sich aber ganz gut meistern.

Die zweite Herausforderung nach der Schleuse war dann der für mich noch unbekannte Dalbensteg. In Mollys Heimathafen, der Marina Cramer, liege ich an einem Fingersteg. Das Festmachen dort läuft inzwischen schon ganz gut. Bei einer Box mit Dalben gibt es halt ein paar für mich neue Dinge zu beachten.

In der Vorbereitung auf diesen Törn habe ich mir von Guido Dwersteg das Video „Einhand- und Manöver-Tipps mit Guido Dwersteg“ angesehen. Darin zeigt Guido sehr anschaulich, wie die wichtigsten Manöver im Hafen, aber auch draußen, einhand bewältigt werden können. Da war es mir auch die paar Penunsen wert, den kompletten Film von segelfilme.de herunter zu laden. Es lohnt sich in meinen Augen.

Wenn dann allerdings der Moment des Anlegens da ist, ist eben doch alles irgendwie anders. Da war es gut, dass kurz vor mir genau auf der Gegenseite meiner freien Box ein anders Boot festgemacht hatte, und der Skipper sofort Zeichen gab, dass er mir helfen wollte. Ich hatte mir schon in der Schleuse alle Leinen bereitgelegt, und war somit gut vorbereitet. Langsam drehte ich den Bug von Molly in die freie Box und warf dann zunächst die luvseitige Achterleine über den Dalben. Dann konnte ich bei vorwärts eingekuppeltem Motor Molly punktgenau bis vor den Steg in die Box einfahren lassen, wobei ich die Achterleine kontrolliert fierte. Der freundliche Skipper am Steg konnte dann die bereitgelegten Bugleinen vom Bugkorb nehmen und das Boot am Steg festmachen. Nun hatte ich allerdings im Eifer des Gefechts noch keine Heckleine über denn Lee-Dalben gelegt. Das galt es nun nachzuholen. Aber schon der erste Wurf passte. Man muss halt auch mal Glück haben. Molly war fest.

Pfingstsonntag stand dann ganz im Zeichen des „Landgangs“. In Hooksiel waren Heringstage, ein Fest, das sich über den historischen Hafen und die Geschäftsstraßen des kleinen Hafenortes erstreckte. Leider waren die Fischbrötchen dort alles andere als erstklassig. Ein Matjes, lieblos mit ein paar Zwiebelringen aber ohne Salat zwischen zwei Milchbrötchenhälften eingeklemmt, haute uns nicht vom Hocker. Da gingen wir lieber zum nächsten Italiener und ließen uns einen riesigen Eisbecher schmecken.

Dann ging es über einen kurzen nochmaligen Abstecher zum Alten Hafen wieder zurück zu unseren Booten. Am nächsten Morgen mussten wir wieder zeitig aufstehen, da wir die erste Schleusung um 9 Uhr erwischen mussten. Andernfalls wäre die Moby Dick mit ihren 1,60 Meter Tiefgang bei fallendem Wasser nicht mehr durch die Schleuse durchgekommen. Aber es funktionierte perfekt. Wir legten alle gemeinsam ab und fuhren dann in Richtung Schleuse. Bei solchen Fahrten vermisse ich oft einen Autopiloten, der es mir ermöglichen würde, eine gewisse Strecke das Steuer alleine zu lassen, um z. B. Festmacher vorzubereiten oder Segel klar zu machen. Aber das ist eines meiner nächsten Projekte.

Um 9.15 Uhr verließen wir die Schleuse und motorten aus dem Hafen. Wie beim Einlaufen war auch heute die Tonne H3 unser erster Anlaufpunkt. Danach fuhren wir weiter, an der Ölbrücke vorbei, quer über das Jade-Fahrwasser und dann gegen den Ebbstrom bis zur Einfahrt zur Kaiserbalje. Denn dort wollten wir ankern und das Kippen der Tiede abwarten. Alle, außer der Gitano, erledigten diese Fahrt unter Motor. Wir erreichten die Kaiserbalje um 10.45 Uhr und ließen unsere Anker in ausreichendem Abstand zueinander fallen. Auch dieses Manöver war für mich eine Premiere. Den Anker hatte ich noch am Vorabend an die Kette geschäkelt und an der Ankerrolle am Bug befestigt.

Ich spürte, wie der Anker in die Tiefe zog. Als der Anker am Grund angekommen war, ließ ich noch reichlich Leine und befestigte sie dann an der dafür vorgesehenen Klampe am Bug. Nun wartete ich noch eine Zeitlang und beobachtete Landmarken um festzustellen, ob der Anker hält. Als ich mir dessen sicher war, stoppte ich den Motor und eine wunderbare Stille breitete sich aus. Auch die anderen beiden Boote, Moby Dick und Sky, waren inzwischen fest vor Anker und hatten die Maschinen gestoppt.

Nun war Zeit. Zeit, den Ankerball zu hissen, Wind zu messen, Logbuch zu schreiben, etwas zu trinken, etwas zu essen, faul im Cockpit zu sitzen und die Umgebung zu beobachten. Dann kam auch die Gitano am Ankerplatz an. Gerd barg die Segel und fuhr sein Ankermanöver ebenfalls unter Motor. Jetzt fehlte ein Dingi, mit dem man die anderen Ankerlieger hätte besuchen können. Hinüberschwimmen war wegen des Tidenstroms zu gefährlich. Also blieb jeder dort, wo er war.

Bald merkten wir, wie die Boote sich scheinbar gegeneinander verschoben. Die Tiede begann zu kippen. Da wir alle nur einen Anker ausgebracht hatten, mussten wir nun aufpassen, ob er sich in der neuen Stromrichtung auch wieder ordentlich eingrub. Bei mir klappte das nicht ganz so gut, so dass ich der Gitano gefährlich nahekam. Also startete ich den Motor, holte den Anker teilweise ein und verholte Molly an eine etwas entferntere Stelle, wo ich den Anker erneut fallen ließ.

Bald danach war für uns die Zeit des Aufbruchs gekommen. Alle gingen wir Anker auf und hissten die Segel. Es begann der schöne Teil des Tages. Bei durchweg 4 bis 5 Windstärken hatten wir richtig Spaß. Wobei wir natürlich in Richtung Wilhelmshaven segelten. Dabei mussten wir wiederholt kreuzen, da der Wind uns bei SSO auf der Nase stand. Aber das schult, und die Wenden liefen mit jedem Mal besser.

Bald gesellte sich dann auch die Solveig, eine Ketsch, die ebenfalls in der Marina Cramer in WHV liegt, zu uns. Es wurden gegenseitig Fotos gemacht und hinterher ausgetauscht. Als dann der Schleusentermin näher kam, barg ich die Segel und lief unter Motor in den Vorhafen ein. Dort drehten schon einige Boote ihre Warterunden, bis die Schleusenkammer geöffnet wurde.

Der Rest war nun schon Routine: Festmachen, den anderen Booten helfen, den Schleusengang abwarten, losmachen und gemeinsam in Richtung Kaiser-Wilhelm-Brücke fahren, die pünktlich öffnete. Auch das Festmachen am heimatlichen Finger verlief dank der Hilfe meiner Nachbarlieger ohne Probleme.

Ein wirklich schönes und für mich spannendes Pfingstwochenende ging zu Ende. Was mir blieb, war Molly ordentlich fest zu machen, meine Sachen wieder von Bord ins Auto zu bringen und schließlich ohne Stau (!) nach Hause zu fahren.

Auf Wiedersehen, bis zum „Wochenende an der Jade“.

 

Waschen, Polieren, Versiegeln – Erster Teil!

Das erste Mal in meinem Leben musste ich mich mit der möglichst richtigen Pflege eines GFK-Bootsrumpfes beschäftigen. Da gibt es viel zu lesen, Meinungen in Foren und Facebook-Gruppen einzuholen, aber auch Anleitungen und Erfahrungsberichte auf Youtube anzuschauen. Gut, dass es inzwischen so viele gute Quellen gibt, bei denen man sich schlau machen kann. Man läuft allerdings dabei auch schnell Gefahr, dass man anschließend vor lauter Meinungen nicht mehr weiß, welcher man nun folgen soll.

Zum Ende des Winterlagers steht neben dem Anstrich des Unterwasserschiffs mit Antifouling die Aufarbeitung der stark verwitterten Rumpfoberfläche von Molly, ihrem Gelcoat, an oberster Stelle. Ist es doch eine Arbeit, die am Besten „hoch und trocken“ zu erledigen ist. Einmal im Wasser, kommt man mit dem dafür notwendigen Gerät nicht mehr an die Flächen bis hinab zum Wasserpass heran.

Flex Poliermaschine XG3401

Für das Polieren ist zunächst die Auswahl des technischen Gerätes zu treffen. Schnell habe ich mich dazu entschlossen, das Polieren nicht, wie mein Vorbesitzer, per Hand mit Polierwolle, sondern mit einer professionellen Poliermaschine durchzuführen. Die einhellige Meinung in meinen unterschiedlichen Quellen lautete hier: Bloß keine Billigmaschine aus dem Baumarkt! Deren Motoren und Lager sind für den Dauereinsatz an einer so großen Fläche eines Bootsrumpfes nicht geeignet. Schnell sind die Bürsten der Elektromotoren verschlissen und lassen sich, wenn es ganz schlecht kommt, noch nicht einmal austauschen. Dann kann die Maschine nur entsorgt werden. So wandte ich mich an unseren ortsansässigen Werkzeugfachhandel, die Firma Josef Ruprecht GmbH in Bielefeld-Brake. Nach eingehender Beratung und auch Rückversicherung des Verkäufers bei den unterschiedlichen Herstellern, empfahl dieser mir eine Excenter-Poliermaschine von Flex, genauer der XG3401. Diese ist zwangsangetrieben und in der Geschwindigkeit regelbar. Zwangsantrieb bedeutet, dass die Maschine bei zunehmendem Druck nicht langsamer wird, oder gar ganz stehen bleibt, sondern mit gleichbleibender Geschwindigkeit weiter ihren Dienst tut. Der Excenter-Antrieb macht sie gerade auch für Anfänger, wie mich, leichter bedienbar. Die Gefahr, mit herkömmlichen Poliermitteln sogenannte Hologramme in den Lack oder ins Gelcoad zu polieren, wird stark reduziert.

Als nächstes stand die Wahl der richtigen Poliermittel auf dem Plan. Herkömmlich wird mit Schaumstoffpads und einer auf deren Härte abgestimmten Polierpaste gearbeitet. Lammfell kommt zum Abschluss für das Finish zum Einsatz. Aber auch hier gibt es inzwischen eine interessant klingende Alternative:

Diamantstaub-Polierpads der Firma P&S Powder and Surface GmbH in den Stärken D30 (grob, oben links), D12 (mittelgrob, oben rechts), D5 (mittel, unten links), D3 (fein, unten rechts)

Die Firma P&S Powder and Surface GmbH in Salzkotten bietet Polierpads an, die ohne Polierpaste auskommen. Vielmehr sind in den robusten Schaumstoff Schleifpartikel aus Diamantstaub eingearbeitet. Man nutzt dabei Pads unterschiedlich starker Körnung von Grob nach Fein. Das bedeutet jedoch einen zum herkömmlichen Verfahren wesentlich höheren Zeitbedarf, da man, wie in meinem Fall, letztlich mit vier Pads auch viermal um das Boot herum arbeiten muss. Vor jedem Padwechsel steht eine gründliche Reinigung mit einem sauberen Mikrofasertuch an, damit der Abrieb des vorherigen Arbeitsgangs nicht das Ergebnis des nächsten Arbeitsgangs negativ beeinflusst.

Auch hier ließ ich mich eingehend direkt vom Hersteller beraten, der dies aber auch gerne und sehr ausführlich im persönlichen Gespräch tat. Ein sehr netter Kontakt! Von dort ging es, ausgestattet mit zunächst einem Starterkit, bestehende aus drei Schleifpads mit der Körnung D12 (grob), D5 (mittel) und D3 (fein) sowie einer Bürste, mit der die Pads ab und zu vom Abrieb gereinigt werden sollten, sowie der neu erstandenen Flex-Poliermaschine in Richtung Küste.

Das Polieren mit den Diamantpads kann bei strahlendem Sonnenschein und Wärme, aber auch bei klirrender Kälte bis in den Frostbereich hinein erfolgen. Nur regnen sollte es nicht, da dabei der auf der Oberfläche liegende Abrieb rasch verklumpt und sich im Polierpad festsetzt, aber auch das Polierergebnis negativ beeinflusst.

Meine erste Urlaubswoche war leider zu Beginn geprägt von ständigen Regenschauern, so dass ich mit den Arbeiten nicht wirklich voran kam. Ich beschränkte mich somit zunächst auf die erforderliche Grundreinigung des Gelcoats mit „Super-GFK-Reiniger“ von Yachticon, die ich mit einem Schaumstoffpad mit Mikrofaserüberzug und der Poliermaschine vornahm. Wiederholt wusch ich den Rumpf zwischendurch immer wieder mit der Waschbürste und Klarwasser ab. Schon nach dieser Grundreinigung stellte sich ein gewisser Glanz auf der verwitterten Oberfläche von Molly ein, die Vergilbungen waren aber immer noch sehr deutlich zu sehen.

Dann kam der Moment, wo der Regen aufhörte und der Rumpf vollständig abtrocknete. Der Moment für den ersten vorsichtigen Test mit den neuen Schleifpads. Beginnend mit der Stärke D12 bearbeitete ich ein Feld von etwa einem Quadratmeter in Querrichtung mit leicht überlappenden Bahnen. Die Maschine war dabei stets auf der niedrigsten Geschwindigkeitsstufe eingestellt. Anschließend musste die Fläche mit einem trockenen Mikrofasertuch gereinigt werden, bevor mit dem nächst feineren D5-Pad weitergearbeitet werden konnte. Das selbe noch einmal beim Wechsel auf die abschließende D3-Scheibe.

Zunächst ernüchterndes Ergebnis nach der Bearbeitung mit den neuen Diamantpads

Das Ergebnis war ernüchternd. Kaum Glanz, kaum ein Unterschied zur umgebenden unbehandelten Fläche war zu erkennen. In meinem Kopf begann es zu arbeiten: War ich einem Blender aufgesessen, oder hatte ich schlicht irgendetwas übersehen oder falsch gemacht? Ein Versuch mit herkömmlicher Politur an einer anderen Stelle bestärkte meine beginnende Unsicherheit. Aber ich wollte es genau wissen. Ein Blender sollte, ja konnte der Hersteller der Pads nicht sein, das sagte mein gesunder Menschenverstand nach dem so guten persönlichen Kontakt. So setzte ich mich nach der ersten Woche Urlaub mit ihm in Verbindung und berichtete von meinen kläglichen Versuchen, indem ich ihm Fotos schickte.

Prompt kam die besorgte Antwort aus Salzkotten: Der Zustand des Gelcoats war für das D12-Pad zu schlecht. Sogleich schickte der Hersteller mir ein weiters Pad mit der Stärke D30 zu. Seine Worte dazu: „Das wäre das erste Schiff, dass wir nicht hinbekommen würden. Das darf nicht sein!“ Auch den Hersteller hatte nun also der Ehrgeiz gepackt.

Mit diesem D30-Pad sollte ich nun beginnen und dann mit den übrigen Pads der Reihe nach weiter arbeiten. Das wollte ich bei meiner zweiten Urlaubwoche, der Woche direkt vor dem Krantermin, in Angriff nehmen. Das wirklich erstaunliche Ergebnis lest in meinem demnächst kommenden Bericht auch hier auf Molly-segelt.de.